Japanisches Spektakelkino auf Tele 5: Dämonen aus dem Folklore-Topf

Tele 5 startet am Freitag seine Filmreihe "Asia Action". Der Auftakt ist ein großartiger Fantasyfilm jenseits von allem Nationalpathos: "Dororo" (Freitag, 22.40 Uhr, Tele 5).

Von Dämonen besessen: Der alternde Kriegsfürst Kagemitsu Daigo (Kiichi Nakai). Bild: tele 5

Für geraume Zeit stand Hongkong für das schönste Unterhaltungskino der Welt. Es war eskapistisches, in seiner ästhetischen Dynamik und erzählerischen Eigenwilligkeit fast avantgardistisches Spektakelkino. Doch an der Spitze der asiatischen Filmproduktion stehen längst andere Länder – Japan etwa, vor allem aber Südkorea.

Die traditionellste Form des Hongkong-Actionkinos, der fantasylastige Schwertkampffilm, ist von diesen Nationen ebenfalls längst beansprucht. Mittlerweile ist das einst vorrangig an rasanter Kinetik interessierte Genre ein wichtiger Pfeiler der nationalen Mythenproduktion: Spätestens seit Zhang Yimous "Hero" ist der einst spielerische Pulp-Charakter oft schwer erträglichem Nationalpathos gewichen.

Schöne Ausnahme ist der japanische Film "Dororo", der auf einem Manga von Altmeister Osamu Tezuka basiert und den Tele 5 im Rahmen seiner am Freitag startenden "Asia Action"-Reihe zeigt: Akihiko Shiota erzählt die in einer Fantasywelt spielenden Geschichte eines Wanderers auf Dämonenjagd, der wieder an seine gestohlenen Organe gelangen will, mit enormer Freude am grellen Bild.

Die eigentliche Attraktion sind aber die Dämonen und Geister, die aus demselben Folklore-Topf entsprungen scheinen wie die Fabelwesen in Hayao Miyazakis Animationsfilmen: Der Formen, Farben und Größen ist kein Ende gesetzt, Computereffekt und Puppentrick gehen eine sinnstiftende Symbiose ein und schaffen Wesen, wie sie nur im asiatischen Kino vorstellbar sind.

Schade, dass die übrigen Beiträge der Filmreihe da nicht heranreichen können. Ästhetisch geradliniger und damit auch uninteressanter ist etwa der koreanische Film "Blood & Flowers" (21. Januar), eine Tragödie über die schwule Beziehung zwischen einem Fürst und dessen Leibwächter. Der Fürst befiehlt seinem Liebhaber, zur Sicherung der Erbfolge die Fürstin zu begatten. Als sich die Zwangsverkuppelten ineinander verlieben, rast der Aristokrat vor Zorn.

Die akrobatische Artistik ist hier lediglich solide, bemerkenswert sind aber die Mechanik der sich zerfleischenden Liebesbeziehung und die vielen für das asiatische Kino ungewöhnlich freizügigen Liebesszenen an den Grenzen zur Softpornografie, die den Film in seiner Heimat zum Skandal machten.

Kaum der Rede wert ist hingegen "Divine Weapon" (28. Januar), der sein Publikum mit bleiernem Nationalpathos einschwört. Die letzte halbe Stunde ist ein fulminantes Schlachtengemälde, das die Tugenden des asiatischen Actionkinos eindrucksvoll vor Augen führt: Menschen an der Grenze zur Selbstaufgabe in formvollendet choreografierter Bewegung.

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