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Japanische Mega-Banken

■ Die Großbanken Sumitomo und Sakura fusionieren zur Nummer zwei weltweit

Tokio (taz) – Mit Mega-Fusionen wird der japanische Bankenplatz derzeit radikal umgebrochen. Im August war die größte Bank der Welt aus den drei Großbanken DKB, IBJ und Fuji mit einer Bilanzsumme von 141,8 Billionen Yen (rund 1,9 Milliarden Mark) entstanden. Vor einer Woche hatten die beiden Regionalbanken Tokai und Asahi ihre Fusion zur drittgrößten Bank Japans bekannt gegeben.

Jetzt schließen sich Sumitomo und Sakura zur weltweit zweitgrößten Bank mit einer Bilanzsumme von 98,7 Billionen Yen zusammen. „Derzeit versucht jede japanische Bank, eine Mega-Fusion einzugehen“, kommentiert Nozomu Kunishige, Finanzanalyst der Investmentbank Lehman Brothers in Tokio. Seit der Deregulierung des Finanzplatzes stehen potente ausländische Konkurrenten vor der Tür, gegen die Japans Banken kaum konkurrieren können. „Es herrscht Krisenstimmung, weil amerikanische und europäische Banken auf dem Markt agil geworden sind“, erklärt James Fiorillo, Bankanalyst von ING Baring Securities in Tokio.

Sumitomo und Sakura wollen 6.300 Stellen streichen, 151 Filialen im Inland und 32 Zweigstellen im Ausland schließen. Diese Kosteneinsparungen sind für beide dringend notwendig, wenn sie sich ihrer Problemkredite entledigen wollen: Mit faulen Krediten in Höhe von jeweils rund 2 Billionen Yen – das sind fast fünf Prozent der Bilanzsumme – sieht es bei beiden Banken schlecht aus.

Überraschend für Japan haben sich diesmal zwei Kernbanken von mächtigen Konglomeraten zusammengeschlossen. Sumitomo, mit Sitz in Osaka, ist das Herzstück der Sumitomo-Gruppe, zu der auch die Sumitomo Trust & Banking und die Sumitomo Life Insurance gehören. Sakura mit Sitz in Tokio ist die Kernbank der Mitsui-Gruppe, der die Mitsui Trust & Banking, Mitsui Mutual Life Insurance, Mitsui Marine & Fire Insurance und Toyota Motor Corp. angehören. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die neue Bank sich zu einem Allfinanzkonzern entwickeln wird, zu dem auch die verwandten Versicherungen und Trustbanken stoßen könnten. Sicher ist, dass die Wertpapierhäuser Daiwa Securities (Sumitomo) und Yamatane Securities (Sakura) unter ein Dach geholt werden.

Der Markt hat die Fusion mit Beifall aufgenommen. Die Aktien der beiden Banken stiegen um mehr als zehn Prozent und zogen den gesamten Bankenindex mit sich. Finanzminister Kiichi Miyazawa sagte, die Allianz sei gut für die Wirtschaft. Michio Ochi, der Vorsitzende der Finanzaufsicht, lobte die Banken für ihren Mut, die Konglomeratsgrenzen zu sprengen. André Kunz

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