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■ Cash & CrashJapan: Die Stärksten werden überleben

Berlin (taz) – Freie Marktwirtschaft westlicher Prägung sei nichts für Japan, schrieb Eisuke Sakakibara einst in seinem Buch. Der hohe Beamte im Tokioter Finanzministerium hat sich seither gewandelt zur treibenden Kraft hinter einer breitangelegten Liberalisierung der japanischen Finanzmärkte.

Die scheint nötig. Die Banken haben sich nicht erholt vom Immobilien-Crash vor sieben Jahren, und die Börse hat erst im Januar einen neuen Einbruch erlebt – der Nikkei-Index quält sich auf der Hälfte des Standes von 1989. Der größte Börsenmakler des Landes, Nomura Securities, macht derweil wegen eines Korruptionsskandals fortgesetzt Schlagzeilen; erst gestern haben die Behörden die Zentrale des Finanzkonzerns durchsucht.

Im November sprach sich die Regierung für einen „big bang“ aus: Ähnlich wie in der Londoner City unter Margaret Thatcher sollen auch in Tokio die Finanzmärkte von ihren Fesseln befreit werden. Noch vor dem Sommer will das Parlament die letzten Devisenkontrollen aufheben. Die Trennung von Bank-, Börsen- und Versicherungsgeschäften soll aufgehoben werden; die Manager von Pensionsfonds erhalten freiere Hand bei der Aktienauswahl. Und langsam scheint die Regierung den Banken die Unterstützung zu entziehen, wie die Schließung der Pleitebank Hanwa durch das Finanzministerium letzten Herbst vermuten läßt.

Kurzfristig werden diese Maßnahmen allerdings ein Schlag in die Magengrube vieler Aktionäre sein. Wenn dem bestehenden Finanzoligopol der sorgende Schutz der Regierung entzogen wird, dürften vor allem die Aktienkurse von Banken einbrechen. Längerfristig aber, wenn die Effizienz der Finanzinstitutionen steigt und die Verlierer vom Markt gefegt sind, könnte es endlich wieder aufwärtsgehen. Bis dahin ist es jedoch noch ein sehr weiter Weg. Analysten halten die Aktien trotz des Kursrückgangs immer noch für überbewertet im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen. Das Wirtschaftswachstum soll im nächsten Haushaltsjahr, das im April beginnt, zudem von 2,5 auf zwei Prozent zurückgehen.

Allerdings könnte sich jetzt der Markt differenzieren: Exportorientierte Unternehmen, wie Auto- oder Elektronikhersteller, profitieren vom fallenden Yen. Wer aber vom heimischen Markt abhängt, den beißen – auch nach dem „big bang“ – die Hunde. lieb

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