piwik no script img

Jannik Grimmbacher übrigensSolidarität mit dem Arbeitskampf der Gen Z

Foto: Polina Eremenko

Ein Eingeständnis vorab: Ich bin gar kein Teil der Gen Z. Eigentlich bin ich Millennial. Insofern sollte ich mich von der Kolumne, die an dieser Stelle vor einer Woche stand, gar nicht angesprochen fühlen. Doch da ist etwas, „ein ick“, aber nennen wir es mal „Junge-Leute-Solidarität“, damit es auch die älteren Leute verstehen.

Meine Kollegin – und Chefin, das sei der Transparenz halber erwähnt – zitierte an dieser Stelle eine österreichische Studie, laut der knapp die Hälfte der Gen Z Angst vor dem Montag hat. Sie verband damit eine vage Drohung: Der Arbeitsmarkt „ist nicht mehr so leer gefegt wie noch vor ein paar Jahren – und gesucht werden Kol­le­g:innen, die mitmachen“.

Nun habe ich mir freiwillig ausgesucht, auf diese Kolumne zu antworten. Einfach so. Als zusätzliche Arbeitsbelastung in dieser Woche, aus Lust an der Auseinandersetzung. Betrachten Sie diesen Text also gerne als Gegenbeispiel für das Klischee der „faulen jungen Leute“.

Jannik Grimmbacher,

Jahrgang 1996, Meinungsredakteur, wird in Studien mal zu den Millennials, mal zur Gen Z gezählt. Bis heute erhebt er selbst den Anspruch, Millennial zu sein, auch wenn diese Kolumne eigentlich das Gegenteil beweist.

Natürlich, ein Beispiel ergibt noch keinen Beweis. Aber ein zweiter Blick auf Studien zum Generationenkonflikt zeigt auch: Die Gen Z hat gewisse Ansprüche an die Arbeitswelt. Mehr noch als andere Generationen legt sie Wert auf flexible Arbeitszeiten und Homeoffice, Wertschätzung, Gesundheitsförderung und Führungskompetenzen, wie eine Studie des Augsburger Instituts für Generationenforschung in dieser Woche erst zeigte. Die Gen Z arbeitet schlicht anders. Statt Stunden für den Arbeitsweg zu verschwenden, sitzt sie gemütlich im Pyjama am Laptop. Kri­ti­ke­r*in­nen sehen nur den Pyjama – nicht die Produktivität, die darunter blüht. Wenn also die Hälfte der Gen Z Angst vorm Montag hat, sollte man eventuell das Augenmerk darauf richten, wie dieser Montag denn so aussieht.

Wenn die Hälfte der Gen Z Angst vorm Montag hat, sollte man schauen, wie der Montag aussieht

Nun kann ich mich bei der taz wirklich nicht über Montage beschweren. Der letzte wurde beispielsweise mit der Plünderung der Weihnachtsschokolade gestartet, die vom Fest übrig geblieben war. Da zudem Dreikönigstag war, schnitten die Kol­le­g*in­nen von Le Monde ­diplomatique nach der Mittagspause dann auch noch eine Galette des Rois an, einen himmlisch süßen französischen Mandelkuchen. Nur, er erinnerte mich daran, dass der Dreikönigstag in meiner Heimat ein Feiertag ist. Denn wissen Sie, was noch süßer schmeckt als ein netter Montag auf der Arbeit? Den Montag freizuhaben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen