Jahresversammlung der WHO in Genf: WHO im Krisenmodus
Nach dem Austritt der USA diskutiert die WHO über Sparpläne, denn es fehlen Milliarden. Deutschland will 10 Millionen Euro zusätzlich beisteuern.

Nach dem Austritt der USA, des bisher größten Geldgebers, werden der WHO in den kommenden zwei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro fehlen. Das teilte ihr Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag zum Auftakt des achttägigen Treffens mit. Den Austritt hatte US-Präsident Donald Trump wenige Stunden nach seiner Amtseinführung im Januar veranlasst, 2026 wird der Austritt wirksam.
Die geplante Erhöhung der deutschen Ausgaben von 10 Millionen Euro seien angesichts dessen nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Maren Kaminski, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei. US-Präsident Donald Trump habe „die Architektur des globalen Gesundheitssystems in Schutt und Asche gelegt“. Deshalb forderte sie von der Bundesregierung „eine neue und umfassende Strategie für Globale Gesundheit“.
Deutschland zahlte für 2024 und 2025 laut Bundesgesundheitsministerium bisher rund 290 Millionen Euro an die WHO. Kaminski kündigte an, die Linkspartei werde sich bei den anstehenden Haushaltsberatungen für eine weitere Erhöhung der Ausgaben einsetzen.
WHO plant Stellenabbau
Die USA stellte in der Vergangenheit etwa ein Fünftel des Gesamtbudgets der WHO, in den Jahren 2022 und 2023 waren das ungefähr 1,22 Milliarden Euro. Deutschland hatte als zweitgrößter Geldgeber im gleichen Zeitraum etwa 812 Millionen Euro gezahlt, gefolgt von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die etwa 787 Millionen Euro an die WHO spendete.
Auf ihre Geldprobleme will die WHO nun mit Stellenabbau reagieren: Das oberste Führungsgremium der Organisation soll von 14 auf 7 Positionen reduziert werden, die Zahl der Abteilungen von 76 auf 34. Die Zahl der Beschäftigten von weltweit rund 9.500 soll nach internen Plänen um 20 Prozent sinken.
Am Dienstag plant die WHO-Versammlung außerdem ihren Pandemievertrag formell zu verabschieden. Die jahrelangen Verhandlungen über das Abkommen hatten noch während der Coronapandemie begonnen, mit dem Ziel, die Welt besser auf kommende Pandemien vorzubereiten.
Der Vertrag soll Chaos bei der Beschaffung von Schutzmaterialien wie zu Beginn der Coronapandemie vermeiden. Außerdem soll die Verteilung von Impfstoffen zwischen armen und reichen Ländern gerechter werden. Eine neue Strategie soll dabei helfen, Pandemien zu verhindern, indem neue Erreger bereits überwacht werden, wenn sie nur bei Tieren auftreten.
Bis das Abkommen in Kraft tritt, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Denn teilweise wird noch bis 2026 weiter über umstrittene Themen verhandelt. Danach müssen zudem die Parlamente der Mitgliedsstaaten den Vertrag ratifizieren und umsetzen. Auch das wird noch mehrere Jahre dauern – vermutlich sogar bis nach der zweiten Amtszeit Donald Trumps.
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