Jahresbericht von Reporter ohne Grenzen: Im Knast - oder zensiert
Laut Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen war 2011 für JournalistInnen in Krisenregionen ein gefährliches Jahr. Auch die Internetzensur nahm deutlich zu.
2011 war das Jahr der Revolutionen: Im Januar machten Ägypten und Tunesien den Anfang, dann schwappte der aktuelle arabische Aufbruch weiter durch den Nahen Osten bis nach Nordafrika. Für Journalisten, die aus den Krisenregionen berichteten, war 2011 ein gefährliches Jahr:
Fast doppelt so viele Festnahmen von Journalisten im Vergleich zu 2010, zudem verloren 66 Journalisten ihr Leben – neun mehr als noch im Vorjahr. Das bilanzierte die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) in ihrem Jahresbericht für 2011.
Knapp ein Drittel der Journalisten-Morde sei den Unruhen im Nahen Osten zuzuschreiben, ein weiteres entfalle auf organisierte Gewalt in Lateinamerika. In Asien seien die Philippinen und insbesondere Pakistan ein gefährliches Pflaster für unabhängige Berichterstattung.
Auch Angriffe und Entführungen registrierte die NGO in ihrer Bilanz vermehrt – hier gab es ein Plus von jeweils etwa 40 Prozent. Interessant: Wurden in Europa und auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zwar nur 2 Journalisten getötet, sind diese Regionen Spitzenreiter, wenn es um die Zahl der Festnahmen von Journalisten geht: Fast 300 Reporter wurden hier inhaftiert, im Nahen Osten waren es knapp 250.
Ob die Medienlandschaft durch die Volksaufstände insgesamt freier geworden ist, wäre indes zu bezweifeln. Zwar registrierten Reporter ohne Grenzen ein Minus von 1 Prozent an zensierten Medien weltweit. Doch gleichzeitig nahm die Zahl der von Internetzensur betroffenen Länder um 10 Prozent zu.
Die wachsende Bedeutung des Internets für die Dynamik gesellschaftspolitischer Umbrüche verdeutlicht auch die Zahl der getöteten Internetaktivisten: Gab es 2010 erstmals überhaupt einen Mordfall zu vermelden, waren es in diesem Jahr bereits fünf.
Erstmals listete ROG zudem die zehn gefährlichsten Weltregionen für Journalisten auf, darunter Länder wie Libyen, Pakistan und Somalia.
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