Jagd auf Islamisten: CIA-Mordkomplott in Hamburg
US-Söldner sollten nach einem Bericht der amerikanischen Zeitschrift "Vanity Fair" den deutschsyrischen Islamisten Mamoun Darkazanli töten.
Die Grünen fordern Aufklärung über ein angebliches Mordkomplott des CIA gegen den in Hamburg lebenden Islamistien Mamoun Darkazanli. "Die Tabuisierung der Tätigkeiten von US-Geheimdiensten, auch ihrer Tarnfirmen, in Deutschland muss ein Ende haben", sagte der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele. "Es ist ungeheuerlich, dass es Mordaufträge für Deutschland gegeben haben soll."
Die Hamburger Staatsanwaltschaft will zunächst prüfen, ob der Anfangsverdacht für ein Verbrechen vorliegt. Infrage komme die "Verabredung zu einem Verbrechen". Wenn es um einen Mord geht, könnte hierfür auch die lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werden.
Nach einem Bericht der amerikanischen Zeitschrift Vanity Fair hat Erik Prince, Chef der US-Sicherheitsfirma Blackwater (heute Xe), im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA Leute zusammengestellt und trainiert, die hochrangige Al-Qaida-Männer und Verbündete töten sollten. Als eines von wenigen Zielen wird in dem Artikel, der in den USA Anfang Dezember erschien, der Hamburger Mamoun Darkazanli, genannt. Die Killer sollen Darkazanli wochenlang vor Ort beobachtet und einen Plan zu seiner Tötung ausgearbeitet haben. Die Bundesregierung sei davon ebenso wenig informiert gewesen wie die in Deutschland aktiven CIA-Beamten, schrieb Vanity-Fair-Autor Adam Ciralsky. Der Plan sei dann aber mangels "politischem Willen" nicht durchgeführt worden. Wann die Mordvorbereitungen stattfanden, ließ die Zeitschrift offen.
Tatsächlich hatte der seit rund einem Jahr amtierende CIA-Chef Leon Panetta im Juli 2009 erklärt, er habe ein Programm zur Ermordung von Al-Qaida-Führern sofort gestoppt, als er davon erfahren hatte. Nach US-Medienberichten war das Programm nach den Anschlägen vom 11. 9. 2001 gestartet worden und hatte die Billigung von US-Präsident George Bush. 2004 sei es mangels Erfolgen eingestellt worden, ohne dass je ein Mord stattgefunden habe.
Mamoun Darkazanli ist ein Kaufmann syrischer Abstammung mit deutscher Staatsbürgerschaft, der seit über 20 Jahren mit seiner deutschen Ehefrau in Hamburg lebt. Er hatte vor den Anschlägen von 2001 viele Kontakte zu Al-Qaida-Führungskadern, die er als "Zufälle" bezeichnet. Auch einige der aus Hamburg stammenden Attentäter von 2001 kannte er. Ein Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft wurde direkt nach den Anschlägen von New York eröffnet und 2006 eingestellt. Es sei nicht davon auszugehen, dass Darkazanli bewusst an der Verwirklichung terroristischer Ziele mitgewirkt habe, so Generalbundesanwältin Monika Harms.
Daneben versuchte auch Spanien, Darkazanli vor Gericht zu stellen, weil er einen spanischen Al-Qaida-Führer gut kannte. Die Auslieferung scheiterte aber zunächst zunächst am Bundesverfassungsgericht.
Ermittlungen gegen Erik Prince und andere noch unbekannte Verschwörer sind nicht unmittelbar zu erwarten, da als Information über das angebliche Mordkomplott gegen Darkazanli bisher nur eine kurze Passage des Vanity-Fair-Artikels vorliegt.
Leser*innenkommentare
dem kleinen Bongo
Gast
Mittlerweile, hat sich die Geschichte als unwahr entpuppt.
Siehe Sendung Zapp/NDR. Schade, dass die Gazetten so einen Blödsinn einfach so unkritisch übernehmen.
grifter
Gast
Die Firma Blackwater, die in großen ganzen sehr
erfolgreich und effizient gearbeitet hat, sollte
ihr Betätigungsfeld da belassen, wo sie ihre
Erfolge erziehlt hat und nicht aus Übermut in den
Ländern des Westens arbeiten, auch wenn es ver-
ständlich ist, dass sie die Unterstützer des
Terrors treffen will. Diese Aufgabe muß hier den
staatlichen Organen überlassen bleiben, auch wenn
es frustierend ist, diese bei der Arbeit zu erleben.
ORKAN
Gast
...wenn ncht einmal demokratische "zivilisierte" staaten ihre eigene verfassung achten,...was darf man denn von der achse des bösen erwarten?! das ist nicht das deutschland, das ich liebe! :(
axel
Gast
Und endlich reagiert die deutsche Bundesregierung: Der Botschafter der USA wird einbestellt, die Botschaft der USA geschlossen, Handelssanktionen gegen die USA verhängt, Guthaben der USA in Deutschland eingefroren etc.
Aber das passiert natürlich nur bei sogenannten "Schurkenstaaten", die Morde in Auftrag geben und die USA, als "Verbündeter" und westliche Hegemonialmacht stehen so gut wie außerhalb von Kritik und Sanktionen. Menschenrechte und Heuchelei.
tirilat
Gast
Erwartet ihr wirklich eine echte Aufklärung darüber?
Die Folgen währen,leider nur vorübergehend, zu
weitgehend, als dass die us-amerikanische und die
deutsche Regierung ein echtes Aufklärungsinteresse
haben könnten.
Geheime Gefängnisse in Osteuropa? Schon längst
vergessen.
Was genau macht die CIA in Afghanistan? Will das
wirklich jemand ganz genau wissen(-:?
Wer etwas Spaß und Thrill haben möchte, 'googelt' mal nach "Superdollar CIA".
So richtig brutalst wird es, wenn man in die Geschichte der CIA eintaucht. Soweit darüber Fakten erhältlich sind.
Nein, dass die CIA am Weltfrieden bastelt, ist
unzweifelhaft(-:
Und wenn es nicht das ultra-kurze (Medien-)Gedächtnis und die sogenannte Staatsräson
geben würde, wer sollte den endlosen Güllestrom
an Informationen aushalten wollen, der sich sonst
über uns alle ergießen würde.
Zum Glück sind die Archive hermetisch abgeriegelt.
Oder Akten bzw. Hirninhalt verschwinden rein zufällig nach belieben.
War da nicht vor kurzem irgend etwas in Kundus. Mir fällt gerade nicht ein was(-:
P.S.:Das andere Geheimdienste auch alles andere
als menschenfreundlich waren und sind, ist normal,
aber die tragen meist nicht den Heiligenschein, so
wie die USA, so demonstrativ vor sich her.
Eser
Gast
In was für einer Welt leben wir denn bitteschön, in der demokratische Staaten Mordaufträge erteilen?
vic
Gast
Seltsam, dass ich an dem Auftragsmord-Szenario keinerlei Zweifel hege.
Würde das die Merkel-Regierung stören?
Aber nein. Was muss das muss.