piwik no script img

Ja oder Nein?Mit Islam abrechnen

■ Wie steht Bremen zum Krieg? Eine kleine Umfrage der taz (Teil 5)

Die Fatih Moschee in Gröpelingen wird vom Verfassungsschutz überwacht, da hier die mutmaßlich extremistische Glaubensvereinigung Milli Görüs aktiv ist. Abdulkerim U. Sari ist Vorstandsmitglied der Islamischen Föderation, die in Bremen die Belange von Milli Görüs vertritt. Er setzt sich für eine Konferenz zur Bekämpfung des Terrorismus ein.

Die Anschläge am 11. September haben uns alle entsetzt. Wir sind uns einig: Es gibt keinerlei Rechtfertigung für solch eine schreckliche Tat, schon gar keine religiöse. Dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden müssen, ist eine berechtigte Forderung. Die Frage ist aber - und da teilen sich die Meinungen: ist Krieg die richtige Antwort?

Es ist richtig und notwendig, der Terroristen habhaft zu werden. Und es gibt Situationen, da ist Krieg leider nicht vermeidbar. Es ist aber ein Irrtum zu glauben, mit Bomben könne man den Terror ausschalten. Damit bewegt man sich auf dünnem Boden.

Zu leicht kann man den Verdacht schöpfen, es gehe hier nicht nur um die Bekämpfung des Terrorismus, sondern um eine Abrechnung mit dem Islam. Gerade wenn Politiker wie Italiens Staatschef Silvio Berlusconi oder aber der Diözesanbischof von St. Pölten, Kurt Krenn, oder sein steierischer Amtskollege Egon Kappelari von einer Überlegenheit der westlichen Zivilisation gegenüber dem Islam sprechen. Auch die Gefahr, dass wieder unschuldige Menschen leiden werden, ist groß. Dies alles könnte Koalitionen und Solidaritäten schaffen, die wir nicht wollen.

„Es nützt nichts, wenn man die Moskitos vernichtet, vielmehr muss man den Sumpf ausrotten, der Moskitos produziert“, sagt der israelische Friedensaktivist Uri Avneri und erinnert daran, dass nach dem Abkommen von Oslo drei Jahre lang keine Anschläge in Israel verübt wurden, weil die Menschen wieder Hoffnung hatten. Als man ihnen die Hoffnung wegnahm, kehrte die Gewalt zurück.

Daher müssen wir dem Terror den Boden entziehen. Die Schaffung sozialer Gerechtigkeit (eine gerechte Weltwirtschaftsordnung, Durchsetzung der Menschenrechte, demokratische Verhältnisse in diktatorischen Ländern) muss dabei zentrales Ziel sein. Eine internationale Konferenz zur Bekämpfung des Terrorismus, an der sich alle Staaten beteiligen, und die sich auch tiefgründig mit den Ursachen beschäftigt, könnte ein gemeinsamer Schritt zur langfristigen Lösung des Problems werden.

Abdulkerim U. Sari

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen