JÖRG SCHMADTKE, EX-TORWART : Der Ehrliche
■ kümmert sich vorerst um den heimischen Garten, bevor er seine Mitspieler aus dem Dornröschenschlaf holt.
Die Pfiffe der eigenen Fans hat er verpasst. Jörg Schmadtke, künftiger Sportdirektor von Hannover 96, fehlte beim enttäuschenden 1 : 1 seines neuen Arbeitgebers gegen Eintracht Frankfurt. „Ich kann nicht. Meine Tochter wird firmiert“, ließ der 45-Jährige ausrichten. Bis zum 1. Juli will sich Schmadtke noch um den heimischen Garten kümmern. Er muss sich vom Fußball-Arbeitsmarkt fernhalten, weil sein bisheriger Klub ihn nicht mehr mag. Schmadtke folgt Trainer Dieter Hecking, den 96 vor drei Jahren schon Alemannia Aachen abspenstig gemacht hat.
Warum Hannover? Als Schmadtke in der vergangenen Woche zum Nachfolger von Christian Hochstätter gekürt wurde, redete er nicht lange um den heißen Brei herum. „Ich freue mich, wieder arbeiten zu können“, sagte der ehemalige Profi-Torwart. „Herr Schmadtke erfüllt unser Anforderungsprofil in vollem Umfang“, sagte 96-Präsident Martin Kind. Unterschiedliches Vokabular, völlig verschiedene Typen – es wird spannend zu beobachten, wie sich ein Egozentriker der Marke Schmadtke mit dem Berufs-Egoisten Kind arrangiert. Schmadtke wird nachgesagt, er könne aus bescheidenen Mitteln viel machen.
Gut für Schmadtke: Die laufende Saison war für 96 so schlecht, dass vieles nur besser werden kann. Klubchef Kind ist derzeit Buhmann Nummer eins, weil er gerade eine Erhöhung der Eintrittspreise von bis zu 25 Prozent angekündigt hat. Nach einer Spielzeit frei von Hurra-Fußball ist das happig. Alles wartet darauf, dass die Spieler aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwachen, und dass Neuzugänge neuen Schwung mitbringen. Als Schmadtke erklären wollte, wie das zu schaffen sei, nahm er im Medienarbeitsraum von 96 auf einem Stuhl Platz, der ihm nicht gehorchte. „Oh, der wackelt ja schon“, sagte Schmadtke und lächelte ein wenig verlegen.CHRISTIAN OTTO