Italienischer Literatur-Nobelpreisträger: Dario Fo ist tot
1997 erhielt Dario Fo den Nobelpreis für Literatur. Nun ist er in einem Krankenhaus in Mailand gestorben. Er wurde 90 Jahre alt.
Geboren 1926 in einem idyllischen Dorf am Lago Maggiore, nah an der Schweizer Grenze, wurde Fo als 18-Jähriger von der Armee der faschistischen Sozialrepublik eingezoen – eine Tatsache, die sich der radikal Linke zeitlebens vor allem von rechten Kritikern vorhalten lassen musste. Sofort nach dem Krieg schlug er die künstlerische Laufbahn ein und begann – mit dem Wunsch, Maler zu werden – ein Studium an der Kunstakademie in Mailand.
Doch schnell wechselte er das Fach und machte, erst 24-jährig, mit kleinen komischen Radiomonologen auf sich aufmerksam. Den entscheidenden Schub erhielt seine Karriere allerdings, als er Franca Rame kennenlernte, Sprössling einer fahrenden Schauspielerfamilie. Die beiden gründen ihre kleine Theaterkompanie, und von Anfang an ist ihre unverwechselbare Handschrift erkennbar; nicht „bürgerliches Theater“ wollten sie machen, sondern mit Farcen – die sie gern auch in Fabriken oder auf öffentlichen Plätzen zur Aufführung bringen – voller Witz harsche Kritik an den herrschenden Verhältnissen üben.
Schon 1962 flogen sie deshalb aus einer beliebten Varietésendung des Staatsfernsehens RAI und waren über Jahre hinweg nicht mehr im TV zu sehen; ihrem Erfolg tat dies jedoch keinen Abbruch. Fo und Rame wurden mit ihren Stücken, dem Mistero Buffo von 1969, dem „Zufälligen Tod eines Anarchisten“ oder „Bezahlt wird nicht“ zur wichtigsten Bühnenstimme der 68er Generation.
Ein begnadeter Schauspieler
Auch international gelang ihnen der Durchbruch, viele von Fos und Rames Werken wurden auch ins Deutsche übersetzt und dutzendfach auf deutschen Bühnen aufgeführt. In Italien dagegen kam immer wieder auch die Polizei zu Besuch und unterbrach die Aufführungen wegen vorgeblicher Verstöße gegen die Gesetze, den Anstand, die guten Sitten.
Im Ausland als Autor berühmt, war Fo den Italienern vor allem ein begnadeter Schauspieler, der sich seine Inspiration bei den mittelalterlichen Narren und Gauklern holte. Und so war ausgerechnet sein Heimatland einigermaßen überrascht, als er 1997 den Literatur-Nobelpreis erhielt; vielen in Italien galt er bestenfalls als politischer Gebrauchsautor, und gerade von der Berlusconi-Rechten gab es herablassende Kommentare zur Auszeichnung.
Diese Feindschaft hatte er sich redlich erarbeitet: Bis zuletzt blieb er politisch aktiv. In den letzten Jahren galten seine Sympathien der Fünf-Sterne-Bewegung unter dem Komiker Beppe Grillo, auf deren Kundgebungen er immer wieder auftrat. Nur die Fünf Sterne, so glaubte Fo, konnten Italiens Verhältnisse wieder zum Tanzen bringen.
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