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Israels neue Angriffe im GazastreifenKein Ende in Sicht

Felix Wellisch
Kommentar von Felix Wellisch

Israel hat den Gazastreifen erneut angegriffen. Eine Gefahr für die übrigen Geiseln – doch für die rechte Führung Israels haben sie keinen Vorrang.

Protest gegen die israelische Regierung nach der Bombardierung in Gaza. Sie fordern die Freilassung aller Geiseln Foto: Ammar Awad/reuters

I sraels Finanzminister Bezalel Smotrich macht keinen Hehl daraus, was er von den noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln hält. Kurzerhand setzte er die Angehörige einer inzwischen getöteten Geisel mit den Worten vor die Tür, man habe ihr schon viel zu lange zugehört. In der Regierungskoalition ist er mit dieser Haltung nicht allein. Die Verschleppten wieder nach Hause zu bringen, steht nicht auf der Agenda der rechtsradikalen Politiker, die sich durchgesetzt haben und für neue massive Angriffe im Gazastreifen sorgten.

Schon jetzt forderten die Angriffe über 400 Menschenleben. Klar ist, dass das Ende der Waffenruhe weder zu einer baldigen Befreiung der Geiseln führt noch Israel mehr Sicherheit bringt. Vielmehr ist sie eine verpasste Chance. Die seit dem 19. Januar gültige Waffenruhe hatte im Großen und Ganzen funktioniert. Im Verlauf von gut sechs Wochen kamen insgesamt 38 Geiseln im Austausch gegen rund 1900 palästinensische Gefangene frei.

Für den Übergang zu einer zweiten Phase und der Freilassung der verbliebenen 59 Geiseln, von denen noch 24 am Leben sein sollen, hatte die Palästinensergruppe sogar eine gewisse Kompromissbereitschaft erkennen lassen und signalisierte Bereitschaft, die Kontrolle im Gazastreifen abzugeben. Dafür hätte Israel allerdings akzeptieren müssen, dass die Hamas ihr reines Überleben inmitten der Trümmerwüste von Gaza als Sieg feiern würde.

Für Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu käme das einem Eingeständnis gleich, dass er das wiederholte Kriegsziel einer Zerschlagung der Hamas verpasst hat. Das aber erklärt noch nicht, dass Israel die Bombardierungen wieder aufgenommen hat. Kaum etwas deutet darauf hin, dass noch mehr Gewalt die Gruppe zerstören wird. Dafür braucht es politische Lösungen. Verhandlungen um die Befreiung der Geiseln müssen jetzt unbedingten Vorrang haben. Die neuen Angriffe finden gegen den Willen der Mehrheit der Israelis statt, die sich ein Kriegsende und damit die Rückkehr der letzten Geiseln wünschen. Die Hamas ist zweitrangig.

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Felix Wellisch
Korrespondent
berichtet für die taz aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Geboren 1989. Er hat Politik- und Sozialwissenschaften in Jena, Dresden und Kairo studiert und die Deutsche Journalistenschule in München absolviert. Ernst Cramer & Teddy Kollek-Fellow.
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8 Kommentare

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  • Erwartbar.

  • Laut Daniel Levy wurde die Verhandlung im Prozess gegen Netanjahu ja schon wieder verschoben wegen der Fortsetzung des Krieges. Zudem lenkt das auch schön vom innenpolitisch Tumult ab, den es gab weil die Netanjahu- Regierung versucht die Generalstaatsanwältin und den Chef des Schin Bet zu feuern.



    Ich frage mich hier was denn die Strategie der dt. aber auch der anderen europäischen Regierungen sein soll. Auch unsere Regierung sagt ständig, das es keine militärische Lösung für den Konflikt gibt nur eine politische, unterstützt aber seit Monaten eine militärische Lösung bei der Völkerrecht so gut wie gar keine Rolle mehr zu spielen scheint. Und was bringt denn eine uneingeschränkte Unterstützung Israels, was zur Zeit eben auch heißt eine rechte/ rechtsextreme Regierung zu unterstützen, der Zivilgesellschaft in Israel die sich für Demokratie/ Frieden/ Menschenrechte und Völkerrecht einsetzt? Man sollte sich wirklich langsam fragen inwieweit man nicht die Rechten gestärkt hat. Und das Netanjahu mittlerweile auch mit vielen rechten Parteien in Europa anbandelt ist schon gruselig, siehe dazu Soumaya Ghannoushi: Netanyahu’s pact with the white far right is a deadly mistake

  • "Kurzerhand setzte er die Angehörige einer inzwischen getöteten Geisel mit den Worten vor die Tür, man habe ihr schon viel zu lange zugehört." Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wähler so ein Verhalten honorieren. Selbst wenn ihm die Geiseln völlig egal sind, diese Menschenfeindlichkeit so provokant nach außen zu transportieren, ist doch einfach dämlich. Außer natürlich ich schätze die Situation falsch ein, dies würde ein befremdliches Licht auf die dortige Zivilgesellschaft werfen.

    • @BluesBrothers:

      "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wähler so ein Verhalten honorieren."

      Schauen Sie mal, wie die Israelis laut Umfrage von Israel Democracy Institute sich kürzlich geäußert haben:

      "...Over 70% of Israelis supported negotiating with Hamas for an end to the fighting and an Israeli withdrawal from Gaza, in exchange for the release of the remaining hostages, the Institute said. Notably, a large proportion (61.5%) of voters from Netanyahu’s Likud party supported continuing the second stage of the ceasefire deal, it said..."

      edition.cnn.com/20...me-intl/index.html

    • @BluesBrothers:

      Es dürfte sich um diesen Vorfall handeln:



      www.timesofisrael....atives-in-knesset/



      Eine Mehrheit der Israelis würde wohl für die Geiseln der Waffenruhe zustimmen. Es gibt aber eine Minderheit – und keine kleine -, welche eine Gefahr darin sieht, welche befürchtet, dass dies zu weiteren Geiselnahmen verlockt, und die lieber Hamas&Co einen so hohen Preis zahlen lassen will, dass ihnen die Lust daran vergeht. Und hier findet er seine Wähler. Von diesem Blickwinkel aus hat Smotrich recht: je mehr die Geiselangehörigen den Diskurs bestimmen, umso größer der Druck auf die isr. Regierung – und paradoxerweise erschwert das die Geiselbefreiung auch. Die Hamas registriert Druck auf die isr. Regierung nämlich auch, und je höher dieser erscheint, zu umso größeren Forderungen kann sie sich berechtigt fühlen.

      • @Socrates:

        Ich fürchte, da ist viel Wahres dran.



        Letztendlich muss man davon ausgehen, dass die Hamas grundsätzlich frei von jeglichen Skrupeln oder Moral ist. Den Beweis dafür liefert sie durchgehend.



        Es ist perfide, aber letztendlich helfen die Geiselangehörigen der Hamas. Ich stelle mir das als ein niederschmetterndes Dilemma vor, in dem die Angehörigen stecken.



        Denn eines ist klar, sollte die Hamas das Massaker vom 07.10. und alles, was darauf folgte und noch folgen wird, als Erfolg verbuchen, wird es es wiederholen. Das hat sie ja schon angekündigt.

  • Diese Halbstarken sollte man alle einsperren.

  • Haaretz

    Analysis | Two Months Ago We Had Hope. Then Trump Allowed Netanyahu to Destroy the Hostage Negotiations

    U.S. President Donald Trump and Steve Witkoff seems to be falling into the same trap that caused Joe Biden's team to fail after the collapse of the first hostage deal: They have let Benjamin Netanyahu set the terms for the negotiations

    Exactly two months ago, my wife and I sat in the kitchen of the trailer that has been our temporary home for the past year and, for the first time in many months, felt optimistic. A cease-fire was about to begin, putting on the horizon the possibility that the war in Gaza would end, that our neighbors who were kidnapped from their homes on October 7, 2023 would be returned to their families – and that our own little family would be able to return home after more than a year as internal refugees in Israel.

    www.haaretz.com/is...-a3d7-b9ba88490000