: Israelische Munition für die Bundeswehr
■ Ein Waffengeschäft im Umfang von 300 Millionen DM soll in Israel Tausende von Arbeitsplätzen retten / Kooperation mit der Bundeswehr seit Jahren immer intensiver / Israels Verteidigungsministerium verlegte Hauptbüro für Einkäufe von Paris nach Bonn
Aus Tel Aviv Amos Wollin
In der israelischen Öffentlichkeit wurde in diesen Tagen ein vor zwei Monaten getroffenes Abkommen zwischen der israelischen und der bundesdeutschen Waffenindustrie bekannt, das ein Volumen von insgesamt 300 Millionen DM haben soll und innerhalb der nächsten zwei Jahre abgewickelt wird. Auf israelischer Seite führte Michael Schur, ein Direktor der staatlich kontrollierten Waffenindustrie, die Verhandlungen, die in der Hauptsache die Lieferung von israelischer Artillerie–Munition und Militär–Elektronik an die Bundeswehr betreffen. Ein ähnliches Abkommen hatte es bereits 1985 gegeben. In Israel wird hervorgehoben, daß der Vertragsabschluß besonders für die Firma Soltam von großer Bedeutung ist, da hiermit die weitere Beschäftigung von Tausenden Arbeitern gesichert ist. Soltam, im Besitz der Gewerkschaft „Histraduth“, gehört zum israelischen Rüstungskomplex und war in der letzten Zeit nach dem Wegfall von Kunden im Iran und in Süd–Afrika in arge Exportschwierigkeiten geraten. Im Sommer mußten die meisten der Arbeiter aus den Soltam–Werken für mehrere Monate in Urlaub geschickt werden, da Produkte der Firma im Wert von 100 Millionen Dollar unverkäuflich auf Lager liegen. Während eines Streiks im Sommer hielten die Arbeiter dieser Fabrik zwei Tage lang die Generaldirektoren der Histraduth– eigenen Waffenfirmen in den Fabrikgebäuden gefangen. Angeblich wird der Vertrag mit der Bundesrepublik die geplante Umwandlung der Fabrik in einen Betrieb für zivile Produkte einstweilen unnötig machen. Eine andere israelische Firma, die unbemannte Aufklärungsflugzeuge herstellt, soll nach Darstellung der Zeitung Ha Eretz mit der deutschen Firma Dornier ins Ge schäft kommen und gemeinsame Projekte zur Weiterentwicklung dieser Flugzeuge betreiben. Minister Rabin hat wiederholt erklärt, daß Israel an militärischer Zusammenarbeit und militärischen Geschäften mit der BRD interessiert ist. Diese Kooperation hat in den letzten Jahren derartige Fortschritte gemacht, daß das israelische Verteidigungsministerium sein Hauptbüro für Einkäufe in Europa von Paris nach Bonn verlegt hat. Während Israels Verteidigungsministerium die Berichte nicht bestätigen wollte, erklärte ein Sprecher des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung gegenüber der taz, daß die Bundeswehr seit Jahren vor allem 155mm–Mörser–Geschosse aus der Herstellung der israelischen Firma IMI bezieht.
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