piwik no script img

Israelisch-arabischer Theatermacher totAttentat auf Juliano Mer-Khamis

Der israelisch-arabische Direktor des Freheitstheaters in Dschenin im Westjordanland ist tot. Er wurde am Montag in seinem Auto von fünf Kugeln getroffen – die Täter sind noch unbekannt.

Juliano Mer-Khamis (links): 29. Mai 1958 - 4. April 2011. Bild: reuters

DSCHENIN afp | Der israelisch-arabische Direktor eines Theaters in Dschenin im Westjordanland ist von Unbekannten erschossen worden. Juliano Mer-Khamis wurde am Montagnachmittag im Flüchtlingslager von Dschenin in seinem Auto von fünf Kugeln getroffen, wie der örtliche Polizeichef Mohammed Tajim sagte. Nach Zeugenberichten waren die Täter maskiert.

Der Gouverneur von Dschenin, Kadura Mussa, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es seien noch keine Verdächtigen festgenommen worden. Die palästinensischen Sicherheitskräfte hätten aber ein Ermittlungskomitee zu dem Mord gebildet und hofften, in den kommenden Stunden Ergebnisse vorzeigen zu können. Der palästinensische Regierungschef Salam Fajad verurteilte die Tat als "verabscheuungswürdiges Verbrechen".

Die Leiche des 52-jährigen Mer-Khamis, der israelischer Staatsbürger war, wurde nach Israel gebracht, wie ein AFP-Fotograf beobachtete. Dort war der Schauspieler und Theatermacher, der von sich selbst sagte, er sei zugleich "Jude und Palästinenser", sehr bekannt. Mer-Khamis hatte das Freiheitstheater in Dschenin geleitet, das von seiner Mutter, der israelischen Friedensaktivistin Arna Mer, gegründet worden war.

Sein Vater Saliba Khamis war Palästinenser christlichen Glaubens. In dem Theater sollten Kinder und Jugendliche einen Raum fern von Gewalt und Besatzung haben. 2002 wurde es bei einem Einsatz der israelischen Armee gegen radikale Palästinenser zerstört. Einige Jahre später baute Mer-Khamis es wieder auf – mithilfe des örtlichen Chefs der bewaffneten El-Aksa-Brigaden, Sakaria Subeidi.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • T
    tunnelblick

    zwischen allen stühlen sitzend, fiel er hindurch. beinah bin ich geneigt zu meinen, dass der mord an mer-khamis ein böses omen ist. gerade menschen wie er einer war, werden doch so dringend gebraucht- mutige akteure zwischen den fronten als vermittler, brückenbauer, hoffnungsträger. was bleibt ist verzweiflung, und kein ende ist in sicht.

  • PS
    Post Scriptum

    Wer ein einziges Leben zerstört, macht sich nicht weniger schuldig, als wenn er die gesamte Welt zerstört hätte. Und wer ein einziges Leben rettet, dem ist so viel Verdienst zuteil, als wenn er die gesamte Welt gerettet hätte. (Der Talmud, frei übersetzt)

  • S
    Samy

    Das macht mich einfach nur sehr traurig.

    Ich habe das Theater selbst besucht und war von dessen Leistung unter diesen besonderen Umständen zutiefst beeindruckt.

    Israel und Palästina verlieren einen Mann der beide Kulturen der Völker in sich trug und den Anspruch erhob eine Brücke zu sein.

    Wir haben einen Mann verloren der es immer geschafft hat Hoffnung zu transportieren.Selbst in die tiefsten Ecken eines Flüchtlinglagers.

     

    Arnas Kinder werden nicht vergessen !