Islamistische Miliz in Somalia: Wachstum durch regionalen Konflikt
Die Al-Shabaab-Miliz hatte sich zum Überfall auf das Einkaufszentrum in Nairobi bekannt. Sie sieht sich als Frontorganisation gegen fremde Truppen.
WASHINGTON/BERLIN ap/taz | In Somalia haben ausländische Kampfverbände – häufig US-Soldaten – in den vergangenen Jahren immer wieder Einsätze gegen Rebellen der Al-Shabaab-Miliz oder gegen Vertreter des Terrornetzwerks al-Qaida lanciert.
Bereits vor vier Jahren hatten Elitesoldaten in Barawe, rund 240 Kilometer südlich der Hauptstadt Mogadischu, einen hochrangigen Al-Qaida-Anführer und fünf weitere Menschen getötet. Das Opfer, Saleh Ali Saleh Nabhan, soll – genau wie der nun in Libyen gefasste al-Libi – in die Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 verwickelt gewesen sein.
In den Staaten der Region sind eine ganze Reihe unterschiedlicher bewaffneter Gruppierungen aktiv: Die Al-Shabaab-Miliz („Jugend“), die am vergangenen Samstag Ziel eines US-Angriffs wurde, hatte sich zu dem Überfall auf das Einkaufszentrum in Nairobi vor zwei Wochen bekannt. Das kenianische Militär nannte jetzt die Namen von vier mutmaßlichen Tätern: Abu Baara al-Sudani, Omar Nabhan, Chattab al-Kene und Umajr.
Einem ehemaligen UN-Vertreter in Somalia zufolge gehören al-Kene und Umajr zur mit der somalischen Al-Shabaab-Miliz verbündeten kenianischen Extremistengruppe al-Hijra.
Intervention radikaliserte Islamisten
Die Miliz Shabaab kämpft in Somalia für einen islamischen Staat, seit Ende 2006 eine Militärintervention Äthiopiens die kurzlebige gemäßigt-islamistische Regierung der „Union Islamischer Gerichtshöfe“ in der Hauptstadt Mogadischu stürzte. Somalias Erzfeind Äthiopien, einer der wichtigsten Verbündeten der USA in Afrika, hatte eingegriffen. Das radikalisierte die somalischen Islamisten und trieb sie zugleich in die Rolle der Landesverteidigung gegen fremde Invasoren.
Nachdem sich Äthiopien 2009 wieder aus Somalia zurückzog, übernahmen die Shabaab rasch die Kontrolle über den Großteil jener Regionen Somalias, die nicht bereits autonom regiert wurden.
Die international anerkannte Regierung erhielt Unterstützung von einer Eingreiftruppe der Afrikanischen Union (Amisom). Mittlerweile kontrollieren die Islamisten in Somalia keine größeren Städte mehr. Formell in die Amisom integriert, aber separat entsandt, kämpft das rund 5.000 Mann starke Kontingent aus Kenia seit 2011 in Südsomalia. Al-Shabaab forderte im Zusammenhang mit der Attacke auf das Einkaufszentrum in Nairobi den Abzug der kenianischen Truppen aus Somalia.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern