■ Zum Autorennen auf der Avus: Irrsinn mit System
„Spektakulär“ verlief gestern das Rennen auf der Avus, hören wir. Die Sprache ist verräterisch und kaschiert zugleich, welcher Irrsinn dort als Sport ausgegeben wird. „Es war ein tolles Rennen. Aber es war auch sehr hart. Wir sind die ganze Zeit am obersten Limit gefahren“, tönt ein Sieger. Acht Runden lang mußte zudem wegen einer ausgelaufenen Ölwanne eine „safety-car-Phase“ gefahren werden. Wieviel Sicherheit gilt sonst? Die „jungen Wilden“ machten „ihrem Beinamen alle Ehre“ und produzierten einige „Crashs“ in der „BMW ADAC Formel Junior-Meisterschaft“. Daß im italienischen Imola ein Rennfahrer starb, zwei Fahrer und mehrere Mechaniker schwer verletzt wurden – kein Thema auf der Avus.
Haben wir das ebenso hinzunehmen wie den täglichen Krieg auf den Straßen? Müssen wir tolerieren, daß der ADAC dieses Rennen erzwungen hat und gestern 35.000 Verrückte für solcherart Unfug auch noch Eintritt zahlen, anstatt dieser hochtechnisierten Form von Todessehnsucht Einhalt zu gebieten? Wenn Politiker von Toleranz sprechen, dann verstecken sie dahinter die Feigheit, klar gegen diese Rennen anzugehen, mit denen der tägliche Wahnsinn auf vier Rädern geadelt wird. Das ist die gleiche Feigheit, die SPD-Chef Scharping vom Tempolimit Abstand nehmen läßt. Damit es auf den Straßen weiterhin „spektakulär“ zugeht. Gerd Nowakowski
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