Irisches Schweinefleisch: Schwierige Suche nach Dioxinwurst
Irisches Fleisch ging in mindestens neun Bundesländer. Doch Wurst auf Dioxinbelastung zu testen ist teuer. Darum verspricht der Handel, belastete Waren "zeitnah" auszusortieren.
BERLIN taz Wurst mit Dioxin - vom neuen Lebensmittelskandal waren hierzulande zunächst nur Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein betroffen. Doch seit Donnerstag ist klar: Irisches Fleisch, das mit krebserregendem Dioxin verseucht sein kann, wurde mindestens in neun Bundesländer geliefert. Das erklärte eine Sprecherin des Bundesagrarministeriums der taz.
Am Wochenende hatten die irischen Behörden Alarm geschlagen, weil sie in Fleischproben einen bis zu 200-fach erhöhten Dioxinwert nachgewiesen hatten. Die Spurensuche aber ist kompliziert, weil irisches Fleisch über Großhändler europaweit verteilt worden ist. Die Bestandsaufnahme bisher in Deutschland: In Schleswig-Holstein wurden 330 Tonnen irisches Fleisch in Kühlhäusern sichergestellt und 580 Tonnen sind an Empfänger im In- und Ausland weiterverkauft worden. In Nordrhein-Westfalen haben allein zwei Fleischbetriebe zusammen 1.400 Tonnen irisches Schweinefleisch an 150 andere Firmen gesendet. Zudem betroffen: Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Bayern sowie Baden-Württemberg bekamen Mortadella aus Italien - mit Fleisch aus Irland.
Der eine Betrieb schlachtet, der andere zerlegt, der dritte verarbeitet das Fleisch - der Weg vom Schwein zur Wurst ist schwer nachzuvollziehen. Angela Clausen von der Verbraucherzentrale in Düsseldorf fordert deshalb: "Industrie und Handel müssen ihre Waren umgehend testen." Das aber ist teuer. Wer eine Wurst im Labor auf Dioxin untersuchen lässt, zahlt 1.000 Euro.
Der Handel macht es anders. Metro-Sprecher Moritz Zumpfort versichert, betroffene Produkte würden "zeitnah" aussortiert. Die Kette - dazu gehören Kaufhof und Real - stünde dazu "im Kontakt mit den Lieferanten". Irisches Frischfleisch böte sie ohnehin nicht an. Edeka, der größte deutsche Lebensmittelkonzern, hat alle Markenhersteller angeschrieben. Sie sollen erklären, ob sie irisches Fleisch etwa für Tiefkühlpizzen verwenden. Derweil kauften die Kunden ein wie eh und je, sagt Edeka-Sprecher Gernot Kasel. Vermutlich liege es an der offiziellen Entwarnung. Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) zum Beispiel erklärt: "Auch ein täglicher Konsum von Schweinefleisch mit den höchsten jetzt festgestellten Werten des Giftes würde keine gesundheitlichen Nebenwirkungen provozieren."
Irische Kunden reagierten weniger gelassen. Viele brachten Fleischprodukte zurück in den Supermarkt. Das trifft die Wirtschaft, denn die Weihnachtszeit wirft sonst den meisten Profit ab. Irland will den Fleischbetrieben nun mit 180 Millionen Euro helfen und hob am Donnerstag das Verkaufs- und Schlachtverbot wieder auf. HANNA GERSMANN
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