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■ VorlaufIrgendwie fischig

Liebe Lügen, 20.15 Uhr, ARD

Papa ist zur See gefahren, Vater ist mächtig stolz auf seine Kapitänsuniform, und auch seine Brüder sind auf irgendwelchen Pötten ständig auf dem Wasser zugange. Nur Ben, der jüngste, ist irgendwie aus der Art geschlagen. Er braucht einen Kutter nur von weitem zu sehen, und schon wird ihm kotzübel. Und das in einem Landstrich an der Ostsee, wo ein seeuntauglicher Mann so gut kommt wie ein Vegetarier als Metzgermeister. So fristet Landratte Ben unter den Fischköppen ein unspektakuläres Dasein als Wachmann des örtlichen Pfandhauses. Schlag bei den Frauen hat so einer da oben natürlich auch nicht. Was Ben wieder schmerzlich bewußt wird, als er sich in die Kellnerin Maria verguckt. Daß die sich überhaupt auf ein Rendezvous mit dem schüchternen Tropf einläßt, hat was mit Geld und ihrem Lover Jack zu tun. Weil dem Klein-Ganoven zwei üble Schuldeneintreiber im Nacken sitzen, nötigt er Marie, dem liebeskranken Ben schöne Augen zu machen und ihn um ein paar Mark zu erleichtern. Was auch problemlos funktioniert. Aber wie's in solchen (Film-)Fällen so kommt, wird der Ben der Maria irgendwie immer sympathischer.

„Eine Mischung aus amerikanischer Screwball-Comedy und tschechischen Märchenfilm“ habe er im Sinn gehabt, hat Autor und Regisseur Martin Walz wissen lassen. Das mit dem tschechischen Märchenfilm mag beurteilen wer will, aber in Sachen Screwball mangelt's denn doch arg an Tempo.

Dabei hat der Film fraglos seine Momente. Hier eine originelle Einstellung nebst Bildteilung à la „Bettgeflüster“, da ein informativer Dialog („Ich find' dich irgendwie... äh ... fischig.“) und durchgehend Darsteller, die auch Hänger noch erträglich machen. Meret Becker gibt die Maria, Bernd Michael Lade, abonniert auf liebenswerte Loser, den Ben, Ralph Herforth macht den zappeligen Jack, und Otto Sander spinnt als kauziger Kapitän immer wieder mal ein bißchen Seemannsgarn. Die eigentlichen Stars dieser romantischen Gaunerkomödie heißen im Film nur „Der Große“ und „Der Kleine“, für die Peter Lohmeyer und Udo Samel in wahrlich sehenswerte Maskeraden geschlüpft sind. Reinhard Lüke

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