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Iranische Bomben auf den Irak

■ Teheran greift Stützpunkte der iranischen Opposition im Irak an

Nikosia (AP) – Zwei Bombenangriffe iranischer Kampfflugzeuge auf Rebellenlager der iranischen Volksmudschaheddin im Irak haben gestern die Spannungen zwischen beiden Ländern drastisch verschärft. In einer von Bagdads Nachrichtenagentur INA verbreiteten Erklärung hieß es mit Bezug auf den iranisch-irakischen Krieg von 1980 bis 1988, Teheran müsse an die „Lektionen der Vergangenheit“ erinnert werden und daran, „wozu ähnliche Aggressionen gegen den Irak geführt haben“.

In der Erklärung warf die Regierung in Bagdad dem Iran vor, eine „hinterhältige Aggression“ gegen irakisches Gebiet begangen zu haben. Sechs iranische Flugzeuge hätten Ziele um die Städte Al Chalis und Dschalula angegriffen. Die größte iranische Rebellenorganisation, die Volksmudschaheddin, haben dort nach eigenen Angaben Stützpunkte. Sie berichteten, jeweils zwei Flugzeuge vom Typ F-4 hätten die Lager in Aschraf und Dschalula angegriffen. In Aschraf in der Nähe von Al Chalis liegt das Hauptquartier der Volksmudschaheddin im Irak. Bei dem Angriff seien zwei Benzintanks in Brand geschossen worden. Eines der Flugzeuge sei von einem Flugabwehrgeschütz getroffen worden.

Die Volksmudschaheddin berichteten weiter, zehn iranische Flugzeuge des russischen Typs Suchoi seien 20 Minuten nach den Angriffen über Aschraf geflogen, hätten aber keinen neuen Angriff gestartet. Es sei das erste Mal, daß der Iran seine neuerworbenen Suchoi für Aktionen über dem Irak einsetzt. Bei dem Angriff auf Aschraf sei eine Person versehentlich durch die eigene Flugabwehr verletzt worden. Einzelheiten über den Angriff bei Dschalula wurden nicht bekannt.

Dem gestrigen Vorfall waren in den vergangenen Wochen gegenseitige Beschuldigungen Bagdads und Teherans vorausgegangen, die jeweils andere Seite würde Saboteure ins Nachbarland einschleusen und den Waffenstillstand von 1988 verletzen. Ausdruck der wachsenden Spannungen war auch ein Manöver, das iranische Truppen am Sonntag im Südwesten des Landes in der ölreichen Provinz Chusestan begannen. Der Irak und der Iran haben nach dem Krieg von 1980 bis 1988, der auch mit Grenzzwischenfällen begann, keinen Friedensvertrag geschlossen.

Letzte Woche hatte der Iran einen Anstieg regierungsfeindlicher Aktivitäten im eigenen Land beklagt und den Irak dafür verantwortlich gemacht. Rebellen hätten im Südiran Ölpipelines gesprengt. Bagdad warf Teheran im Gegenzug vor, vor allem in dem von Schiiten bewohnten Süden des Landes und im kurdischen Norden Rebellentätigkeit zu unterstützen. Beobachter äußerten die Vermutung, der irakische Präsident Saddam Hussein wolle womöglich einen neuen Grenzkonflikt inszenieren und so von den Problemen seines Landes ablenken. Seit Beginn der Golfkrise im Herbst 1990 hat das Land unter dem UNO-Embargo zu leiden, das erst gestern in New York verlängert wurde.

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