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Irak: Kuwait hat uns den Krieg erklärt

■ Führung in Bagdad reagiert auf Verlegung von US-Kampfbombern an den Golf

Arbil (AP/AFP/dpa/taz) – Angesichts des gestern erwarteten amerikanischen Militärschlags hat Irak offen von Krieg gesprochen. Die Stationierung von US- Kampfflugzeugen in Kuwait sei ein „Akt des Krieges“, erklärte die Führung in Bagdad. „Wir betrachten das Verhalten des kuwaitischen Regimes als offenen Akt der Aggression gegen das irakische Volk und als einen Akt des Krieges gegen den irakischen Staat“, sagte der stellvertretende irakische Ministerpräsident Tarik Asis in Bagdad. Kuwait bedrohe damit die Sicherheit Iraks, fügte Asis hinzu.

Die USA schickten gestern acht sogenannte Tarnkappenbomber in die Golfregion. Sie werden auf dem kuwaitischen Fliegerhorst Al Dschaber stationiert. Zwei B-52-Langstreckenbomber sollen zusätzlich auf den Stützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean verlegt werden.

Die französische Regierung äußerte ihre Sorge über die Zuspitzung der Lage in Irak. „Wir stehen in Kontakt zu den USA, da es uns notwendig erscheint, daß sich die Partner weiterhin abstimmen“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Dagegen hieß es in London, bei einem neuerlichen Militärschlag stehe man „Schulter an Schulter“ mit den USA. Rußland rief Bagdad zur Zurückhaltung auf. „Der Irak sollte keine Handlungen begehen, die als Vorwand für weitere Schläge dienen könnten“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Gennadi Tarassow.

Nach dem Abfeuern einer irakischen Rakete auf zwei amerikanische Militärmaschinen über der Flugverbotszone im Nordirak hatte US-Verteidigungsminister William Perry am Mittwoch abend massive Vergeltung angedroht. Die Rakete hatte ihr Ziel verfehlt. Die Führung in Bagdad werde bald erfahren, daß die USA nicht mit sich spielen ließen, sagte Perry. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Arizona erklärte US-Präsident Bill Clinton: „Die Entschlossenheit der USA, das Problem Irak anzupacken, sollte nicht unterschätzt werden.“

Nach Angaben von Flüchtlingen haben die kurdischen KDP-Milizen von Massud Barsani trotz der Amnestie gestern 25 Gegner der geschlagenen Patriotischen Union Kurdistans (PUK) hingerichtet. Weitere Flüchtlinge zogen in Richtung der Nachbarstaaten Iran und Türkei. Bericht Seite 8, Kommentar Seite 10

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