Investments in Olivenhaine: Ölige Rendite-Versprechen
Der Kosmetikhersteller Oliveda bewirbt Investments in Olivenhaine. In der Schweiz ist das Angebot bereits verboten.
In der Schweiz wurde deshalb die Finanzaufsicht auf das Unternehmen aufmerksam. Für die erbrachten Finanzdienstleistungen hätte die Oliveda eine Bankenbewilligung besitzen müssen, erklärt ein Sprecher der Behörde. Ohne diese verstieß Oliveda gegen das schweizerische Bankengesetz. Deshalb entzog die Finanzaufsicht dem Unternehmenschef Thomas Lommel die Zeichnungsberechtigung. Da die Oliveda Switzerland AG nach Angaben der Finanzaufsicht zudem insolvent war, leitete die Behörde im April 2015 ein Konkursverfahren ein.
Der ehemalige Immobilienunternehmer Lommel will nichts davon gewusst haben, dass sein Investitionsangebot rechtswidrig ist. Mithilfe weiterer Unternehmen wirbt Oliveda weiter um Investoren. Für knapp 10.000 Euro können Anleger einer Informationsbroschüre zufolge ein Stück Land von Olive Tree Invest S.L. mit Sitz in Palma de Mallorca erwerben. Danach wird es direkt für einen vertraglich festgelegten jährlichen Satz von knapp 1.000 Euro verpachtet: an die Oliveda GmbH mit Sitz in Berlin. Zudem verspricht das Unternehmen den Investoren, die Olivenhaine nach zehn Jahren zurückzukaufen. Als Rendite werden 9,5 Prozent in Aussicht gestellt.
Zahlungsschwierigkeiten bei niedrigen Erträgen
„Von einem solchen Investment sollte man die Finger lassen“, warnt Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg. Zu viele Faktoren könnten zum Verlust des investierten Geldes führen. Auf einige davon macht Olive Tree Invest S.L. sogar selbst aufmerksam. So könnten niedrige Erträge oder sinkende Marktpreise der Kosmetikprodukte Zahlungsschwierigkeiten zur Folge haben. Speziell die von Oliveda beworbene nachhaltige Kultivierung der Olivenhaine könnte so zum Ausbleiben von Pachtzahlungen führen, denn sie kann mehrere Jahre dauern – ein Ertrag bleibt in dieser Zeit aus.
Oliveda-Gründer Lommel verteidigt sein Investmentangebot: „Alle Pachtzahlungen haben wir in den vergangenen Jahren pünktlich geleistet und werden dies auch in Zukunft tun.“ Dass die Olivenhaine in zehn Jahren noch immer ertragreich sein werden, könne er garantieren – was zu diesem Zeitpunkt mit Oliveda sein wird, allerdings nicht.
„Klar ist: Wenn das Unternehmen nicht leistungsfähig ist, bekommt der Investor kein Geld“, erklärt Verbraucherschützerin Schmitz. So ergeht es nun wahrscheinlich den rund 300 Anlegern, die der Oliveda Switzerland AG insgesamt für fast 5 Millionen Euro Olivenhaine abgekauft haben. Wie hoch der Schaden für sie sein wird, kann nach Angaben der Schweizer Finanzaufsicht erst zum Ende des noch laufenden Konkursverfahrens festgestellt werden.
Laut Oliveda-Chef Lommel sind den Betroffenen als Entschädigung von der Olive Tree Invest insgesamt 600.000 Quadratmeter neues Land zur Verfügung gestellt und die Verträge kostenfrei umgeschrieben worden. „Keiner unserer Kunden wurde im Regen stehen gelassen“, erklärt er. Vorwürfe, er habe die Unternehmen in Deutschland und Mallorca gegründet, um die Schweizer Finanzaufsicht zu umgehen, weist er zurück.
Einspruch gegen das Vorgehen der Finanzaufsicht
Zudem hat Oliveda Lommel zufolge in der Schweiz beim Bundesverwaltungsgericht Einspruch gegen das Vorgehen der Finanzaufsicht eingelegt. Sein Unternehmen sei gar nicht insolvent gewesen, sondern von der Behörde zu Unrecht in den Bankenkonkurs geschickt worden. Solange hierzu keine Ergebnisse vorliegen, wolle man die Investitionsgeschäfte ruhen lassen. Beworben werden sie trotzdem, etwa vom Finanzdienstleister Ecofonds.
In Deutschland gibt es derzeit kein offizielles Verfahren gegen die Oliveda GmbH. Die Deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) möchte über Untersuchungen zu möglichen Gesetzesverstößen keine Auskunft geben. Offiziell bestätigt ein Sprecher nur eines: Die Oliveda GmbH ist der Behörde durchaus bekannt.
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