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■ Interview mit dem AfB-Medienpolitiker Klaus Bernbacher„Zügig mit dem NDR verhandeln“

taz: Der Intendant von Radio Bremen ...

Klaus Bernbacher, AfB: Er heißt Intendant, ist aber Vorsitzender des Direktoriums.

Warum heißt er Intendant?

Das war eine Nostalgie bei der Gesetzgebung, er vertritt übrigens auch den Sender auf der Intendantenkonferenz. Ich bin für die richtige Intendantenverfassung.

Also: Der Nenn-Intendant Karl-Heinz Klostermeier hat sich mit dem NDR-Intendanten Jobst Plog getroffen. Es ging um Kooperation zwischen den beiden Sendern. Ist etwas dabei herausgekommen?

Es gibt einen ausführlichen konstruktiven Brief von Plog mit einer ganzen Reihe von Kooperationsangeboten.

Sie selbst haben Ihre Erfahrungen mit solchen Kooperationsgesprächen gemacht, als Sie noch Abteilungsleiter für E-Musik bei Radio Bremen waren.

Das ist am NDR gescheitert. Meine Idee war, daß wir im Rahmen einer Kooperation mit unseren Trümpfen im Bereich der E-Musik auch in den NDR-Programmen auf Sendung gehen, also von der holländischen Grenze bis zur polnischen, von der Nordsee bis Hessen gehört werden können. Man muß darüber erneut ernsthaft verhandeln.

Kooperation soll heute aber heißen, daß Radio Bremen seine Frequenzen dem NDR teilweise für dessen Programme zur Verfügung stellt.

Das steht unter anderem in diesem Brief, aber die Selbständigkeit muß dabei garantiert bleiben. Es geht im Moment um etwas anderes, nämlich ein Nordwest-Radio zu machen unter Federführung von Radio Bremen.

Anstelle der Hansawelle?

Diese Wellenspekulation bringt uns im Augenblick nicht weiter ...

Aber sonst macht es für den NDR keinen Sinn. Plog will doch keinen zusätzlichen Hörfunk bei Radio Bremen installieren.

Die Frage, welche Welle das sein kann, die ist offen. Das kann nicht die zweite Welle sein, das ist unsere öffentlich-rechtliche Karte. Da haben wir wie damals durchaus Interesse an einer stärkeren Reichweite.

Aber Radio Bremen muß drastisch sparen.

Wir müssen nicht viel Angst haben vor einer Kündigung des Finanzausgleiches.

Sie sehen das so wie Klostermeier?

Ja sicher, absolut.

Und die Warnungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Weber, Radio Bremen müsse sich auf weniger Geld einstellen?

Man darf nicht vergessen, es reden jetzt eine Reihe von Leuten mit, die sich bis gestern nicht mit Medienpolitik befaßt haben.

Wo könnte denn Radio Bremen einsparen?

Radio Bremen kann eigentlich nicht noch mehr sparen. Wir haben als kleiner Sender nie in Saus und Braus gelebt. Wenn man „ja“sagt zu einem föderalistischen Prinzip, dann muß man auch akzeptieren, daß ein kleiner Hauptsender mehr ist als ein Funkhaus wie Kiel oder Hannover.

Daß die Ministerpräsidenten beschließen: Ab dem Jahr 2000 gibt es nicht mehr 80 Millionen Mark Finanzausgleich pro Jahr, sondern nur die Hälfte – ist das ausgeschlossen?

Ja. Das Problem wird eher sein, daß es keine Gebührenerhöhung geben wird.

Angenommen, das Nordwest-Radio ersetzt nicht die Hansawelle. dann würde das doch ein zusätzliches Hörfunk-Programm sein, das sowohl der Hansawelle wie dem NDR Konkurrenz macht. Das kann doch nicht gemeint sein.

Ich sehe das Nordwest-Radio nicht zusätzlich, sondern als gemeinsame Konzentration und Service für die Region. City-Radio kann auch über eine schwächere Frequenz erfolgen.

Aber das ist nur ein Denkmodell. Über den Plog-Brief muß man zügig verhandeln. Da wird klar gesagt: Der NDR will Radio Bremen nicht schlucken. Das ist wichtig angesichtes der Reiter-Initiativen. Der derzeitige ARD-Vorsitzende, das ist eine Art CSU-Verschnitt ...

Sie meinen den ARD-Vorsitzende aus Leipzig, Udo Reiter, der früher Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks war?

Ja. Er muß auf eine Ablehungsfront von Radio Bremen und NDR stoßen. Reiter will, daß wir nur im Regionalbereich tätig sind und verzichten auf die Stimme in der ARD-Intendantenkonferenz. Das geht nicht, das ist unakzeptabel.

Fragen: K.W.

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