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■ Interview: Johannes ErlerEigene Symbolik

taz: Das Infoplakat über die Ecstasy-Hotline wirkt eher wie Werbung für ein Konzert als für eine Drogenberatung. Sie haben es entworfen. Wen wollen Sie damit ansprechen?

Erler:Die Ecstasyszene, und das sind junge Leute in den Clubs. Die Hotline ist keine klassische Drogenberatung. Wir müssen selbst szenenah sein, wenn wir Ecstasykonsumenten ansprechen wollen. Statt mit dem erhobenen Zeigefinger auf sie zuzugehen und ihnen zu vermitteln: Ihr nehmt Drogen, Ihr habt ein Problem, wollen wir ihnen ein wertneutrales Gespräch anbieten.

Worin liegt die Szenenähe?

Die Technoclubszene funktioniert sehr visuell. Es hat sich eine eigene Codierung entwickelt, es gibt spezielle Zeitschriften und Flyer, die ihre eigene Symbolik und visuelle Sprache haben. Das haben wir aufgegriffen, als wird überlegten, wie wir auf die neue Hotline aufmerksam machen können.

Andererseits sprechen Sie selbst von harten Drogen.

Das ist die Klassifizierung von staatlicher Seite. Viele UserInnen würden erschrecken, würde man ihnen erzählen, daß sie harte Drogen nehmen.

Nur eine Kasse, die Techniker Krankenkasse, sponsort die Hotline. Gibt das Ecstasy nicht doch das Image einer gesundheitsschädigenden Droge?

Wir haben vorher alle Firmen angesprochen, die in der Technoszene Geld verdienen. Erstaunlicherweise haben alle die Unterstützung abgelehnt, obwohl sie wissen, daß Ecstasy in einem sehr konsumfreudigen Milieu genommen wird. Denn das Image der Droge wird über viel unnötige Panikmache immer schlechter. Und damit will wohl niemand in Verbindung gebracht werden.

Fragen: Elke Spanner

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