Internetsäuberungen in China: Promi-Blogger Charles Xue verhaftet
Der US-chinesische Unternehmer ist im Knast. Offizieller Grund: Besuch einer Prostituierten. Doch Xue ist nur der vorerst letzte in einer Reihe weggesperrter Netzaktivisten.
PEKING ap | Der in China sehr populäre chinesisch-amerikanische Unternehmer und Blogger Charles Xue ist wegen Besuchs einer Prostituierten festgenommen worden. Dies meldeten die Polizei und Staatsmedien am Montag.
Der eingebürgerte US-Amerikaner, in Chna auch unter dem Namen Xue Manzi bekannt, hat mehr als zwölf Millionen Follower auf dem chinesischen Microblog-Dienst Sina Weibo. Dort verweist er regelmäßig auf reformorientierte Inhalte und kommentiert Themen wie die chinesische Luftverschmutzung oder Lebensmittelsicherheit. Auch machte er seinen eigenen Kampf gegen den Krebs im Netz öffentlich.
Xue hatte in den vergangenen Jahren in zahlreiche chinesische Internet-Start Ups investiert. Er soll über ein Milliardenvermögen verfügen. Festgenommen wurde er den Berichten zufolge am Freitagabend gemeinsam mit einer Frau.
Der offizielle Grund der Festnahme scheint nur vorgeschoben zu sein. Vielmehr ist muss sie vor dem Hintergrund eines verschärften Tons von Behörden und Medien gegen die Bloggerszene Chinas betrachtet werden. Die Zeitung People's Daily ermahnte die sogenannten Großen Vs des Landes - das sind populäre Blogger mit verifizierten Konten in Sozialen Netzwerken -, dass sie ihr „Recht zur Meinungsäußerung verantwortungsvoll nutzen“ sollten.
Vor Xue waren in den vergangenen Tagen bereits andere Blogger festgenommen worden, die Online auf Skandale hingewiesen hatten. Unter ihnen befindet sich auch der Microblogger Qin Zhihui, Mitgründer eines Pekinger PR-Unternehmens, in das Charles Xue laut der Bejing Times sein Geld gesteckt haben soll. Zhihui wird vorgeworfen, im Netz „Gerüchte gestreut" zu haben. Xue bestreitet aber jegliche Verbindung zu Zhihui, wie das Onlineportal der South China Morning Post meldet.
Die Verhaftung von Zhihui ist ein schlechtes Zeichen für Menschen wie uns, die an die Meinungsfreiheit glauben“, erklärte Shang Baojun, ein Anwalt, der den Literaturnobelpreisrträger Liu Xiaobo. Shang sagte der Los Angeles Times, er habe einen Bericht über Xues Arrest in den Nachrichten des chinesischen Staatsfernsehens CCTV gesehen. „Normalerweise würden sie so etwas gar nicht melden. Das zeigt mir deutlich, dass die Behörden mit diesem harten Vorgehen eine Botschaft senden wollen.“
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