piwik no script img

Internet in SchulenDer langsame Standard

Volker Kauder (CDU) kritisiert das deutsche Bildungssystem. Nach 15 Jahren Internet wären viele Institutionen damit noch immer überfordert. Brandenburg geht mit schlechtem Beispiel voran.

Alltag an Schulen: Veraltete Rechner, langsames Internet. Bild: ap

HAMBURG/POTSDAM apn/dpa | Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, hat dem deutschen Bildungssystem erhebliche Mängel im Umgang mit den Herausforderungen des Internet attestiert. "Ich habe den Eindruck, dass unser Bildungssystem auch nach mehr als 15 Jahren Word Wide Web darauf immer noch nicht ausreichend vorbereitet ist", schrieb der CDU-Politiker in einem Gastbeitrag für das "Hamburger Abendblatt": "Wir müssen alle lernen, mit dem Internet und seinen Inhalten umzugehen."

Der Einzelne sollte auch darüber informiert sein, was mit seinen Daten geschehen könne, die er im Internet preisgebe, mahnte Kauder. Medienkompetenz werde zu einer grundlegenden Kulturtechnik der Zukunft. Die digitale Revolution sei an vielen in der Gesellschaft bislang vorübergegangen. Viele Bürger seien noch nicht online. "Auf der anderen Seite stehen die digitalen Eingeborenen, die das Internet schon als ihren Lebensraum sehen", schrieb der CDU-Politiker.

Schlechtes Beispiel Brandenburg

Die meisten öffentlichen Schulen in Brandenburg haben zwar Computer mit Internetanschluss, aber schnelles Surfen gehört noch nicht überall zum Standard. Das geht aus einer Antwort von Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage des FDP-Abgeordneten im Potsdamer Landtag, Andreas Büttner, hervor. Von rund 770 befragten Schulen verfügten im Schuljahr 2007/2008 rund 570 Häuser über eine schnelle Breitbandverbindung. In rund 180 Schulen hingegen dauerte das Surfen wegen schlechterer Verbindungen länger. Die Regierung werde sich weiter bemühen, die Anbindung von Randgebieten an das Breitbandnetz zu verbessern, versprach Rupprecht.

Die meisten Computer mit Internetanschluss - rund 6.700 - standen zum Zeitpunkt der Befragung in Grundschulen. Vergleichsweise gut ausgestattet waren auch Berufliche Schulen mit rund rund 5.800 internetfähigen Rechnern und Gymnasien mit rund 4.400 Internet-Computern.

Insgesamt gab es im Schuljahr 2007/08 nach Angaben des Ministeriums rund 23.000 internetfähige Rechner an öffentlichen Schulen. Damals waren rund 280.000 Schüler in staatlichen Einrichtungen gemeldet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

14 Kommentare

 / 
  • SB
    Staats bürger

    Herr Kauder, d. h. die Christdemokraten sollten sich selber an die eigene Nase fassen. Sie hatten in den letzten Jahrzehnten und Jahren mehr als einmal die Chance etwas für das Bildungssystem in unserem Lande zu tun und haben sie, wen wundert es, versäumt.

     

    Was eine bessere IT-Ausstattung an den Schulen angeht, muss auch die Wirtschaft stärker zur Verantwortung gezogen werden.

  • I
    immergruen

    Es wäre schön, wenn sich Herr Kauder für Verbesserungen im unzeitgemäßen Schulsystems allgemein und insbesondere in Baden-Württemberg einsetzen würde.

    Dann würde sich das Problem mangelde Internetfähigkeit von alleine lösen

  • P
    Privat

    Was gerne übersehen wird ist, dass man Kiner nicht einfach so einen Internetzugang überlassen kann.

    Meines Erachtens macht sich jeder, der einem Minderjährigen unbeaufsichtigt ins Internet lässt, gem. § 184 ff. StGB (Verbreitung pornographischer Schriften usw.)strafbar.

    Der notwendeige Erwerb von Internetkompetenz erfordert auch von Betreuern und Eltern die Fähigkeit, dien Umgang zu begleiten und zu überwachen.

    Dies ist regelmäßig nicht gegeben.

    Insofern halte ich es für wenn von Seiten der Schulen z.B. ein privater Internetzugang von Seiten der Schüler vorausgesetzt wird, da die meisten Eltern weder die Zeit, noch selbst die Qualifikation haben, den Internetzugang zu begleiten.

    Wer einfach nur Internet für Schulen fordert könnte genausogut Harcorpornographie für die Schulbiliothek fordern.

  • FN
    Felix Nagel

    In Hessen siehst das auch mau aus. Das Schweinchen Koch brüstet sich zwar gerne mit seinen Taten für die Schulen, aber das ist reine Verarsche.

     

    Zumindest vor gut 4 Jahren haben wir noch mit "Computern" gearbeitet bei denen man den Buchstaben beim Erscheinen auf dem Bildschirm zuschauen konnte. Interessanterweise wurde in der Verwaltung der ansässigen Forschungsanstalt (da hab ich zu der Zeit mein Praktikum gemacht) alle Rechner inklusive Monitore grundlos gegen neue ausgetauscht und die Röhren gegen Flatscreen getauscht.

  • O
    Oliver

    @Fabian: Das WWW soll nur 10 Jahre alt sein? Dann frage ich mich, wo ich 1996 im Internet rumgeklickt habe. Und was der Mosaic-Browser 1993 angezeigt hat. Und was 1989 von Berners-Lee erfunden wurde.

     

    Ansonsten gilt: Das Problem am Internet in Schulen ist nicht die Geschwindigkeit, sondern die mangelnde Integration in Lehrpläne und den Unterricht.

     

    Herr Kauder versucht allerdings wieder einmal, der Schule die Aufgaben der Eltern zu übertragen. Denn wie man sich im Internet bewegen sollte und auf was man aufpassen sollte, das haben die Eltern zu lehren, nicht die Schule. Ob ich z.B. irgendwo meine Adresse abgebe ist im Internet exakt das gleiche Problem wie bei kostenlosen Probe-Zeitschriften-Abos, der Payback-Karte oder den Videoring-Verteilern in der Offline-Welt. Hier hilft nur Nachdenken, skeptisch sein und Nachfragen. Und “Sprich nicht mit Fremden” haben immer noch die Eltern beizubringen.

  • S
    Stepahn

    Herr Kauder ist einer der Menschen auf die nicht hören kann, da solche Menschen polariesieren wollen. Ich bin auch der Meinung von einem Vorschreiber.

    Wonach es viel besser ist den Computerschrott aus den Schulen zu enfernen. Ich arbeite zur Zeit in einer Jugendeinrichtung denn dort brauchen die sehr lange um zu starten.

  • FL
    Fabian L.

    Viel schlimmer ist doch wohl die Tatsache, dass diese Aussage von Herrn Kauder wohl eher der Popularitätsgewinnung im Internet zuzuschreiben ist, als einer ernsthaften Anmerkung. Wie sonst soll man es interpretieren, dass Herr Kauder das "World Wide Web" mit 15 Jahren 5 Jahre jünger macht, als es eigentlich ist?

    Internetfremden Menschen wie Herrn Kauder ist es zuzuschreiben, dass die Situation genau so ist, wie er sie darstellt. Hier muss sich was ändern, ansonsten helfen auch keine Breitbandanschlüsse: Sie würden eh nicht genutzt werden.

  • P
    Peter

    Mir sagen die Zahlen der

    "internetfähigen" Schulen wenig,

    wenn ich sie nicht in Bezug zu

    den Gesamtzahlen der jeweiligen

    Schultypen setzen kann - auch

    im Vergleich der einzelnen Bundes-

    länder.

    Hier wäre es hilfreich, wenn die

    Redaktion hier evtl. nachbessern

    könnte.

  • M
    moh

    Wichtig und vor allem kostensenkend wäre es auch, den Schülern im Umgang mit PC & Co den Weg richtig OpenSource, Linux, Ubuntu usw. aufzuzeigen.

    Ansonsten kommen wir aus diesem defacto-Windoof-Monopol nie heraus und entwickeln uns nicht weiter.

  • S
    Schröter

    Ich glaube nicht, dass allein mit einer Breitbandverbidnung geholfen wäre, an meiner Schule haben wir zwar einen Breitband Anschluss, welcher Teils extrem schnelle Downloads ermöglicht. Nützen tut dies jedoch nichts, wenn die uralten von Schülern und Lehrern in ihren Freistunden gewarteten Computer etwa 5Minuten bis brauchen bis sie fähig sind im Internet zu recherchieren und dort nur einen Hardware bedingten langsamen Seitenaufbau haben...

     

    Die Computerwartung sollte externen Unternehmen übergeben werden und bei den Computern sollte es sich nicht (nur) um die Aussortierte alten anderer Institute handeln.

  • JS
    Jens Schlegel

    Ich bin hier eher der Meinung von Hirnforscher Spitzer. Dieser beschreibt die Auswirkungen zu frühen lernen am Computer als nur in einer Hinsicht gesichert. Nämlich schädlich. Es gibt, nach seiner Aussage, keine gesicherten Daten über einen positiven Effekt frühzeitigen Einsatzes von Computern.

     

    Und logisch ist seine Begründung auch. Bevor ich wild durch die Gegend Google, Yahoo frage, Ask benutze oder ecosia verwende, sollte ich in etwa wissen, wonach ich suche. Dieses Grundwissen gilt es zuerst zu vermitteln. Und nicht unbedingt sofort am PC.

     

    Daher betrachte ich dieses Zitat aus dem Artikel "Die meisten Computer mit Internetanschluss - rund 6.700 - standen zum Zeitpunkt der Befragung in Grundschulen." eher skeptisch.

  • S
    Sinon

    Die sollten sich eher mal drum kümmern, dass ganz Deutschland flächendeckend breitbandanschlüsse bekommt. was das angeht hängen wir im weltweiten vergleich auf geradezu beschämende weise hinterher, sowohl was verfügbarkeit, als auch bandbreite und preis angeht: http://www.itif.org/files/2008BBRankings.pdf

    ich finde diese statistik ist ein armutszeugnis für deutschland und die t-com

  • FT
    Fritz Teich

    Brandenburg ist eben ein Flaechenland. Im Odenwald gibt es DSL auch noch nicht lange. Aber jetzt ist er "drin"..

  • JS
    Jürgen Schleucher

    Tja, und bei Herrn Kauder ist scheinbar noch nicht mal angekommen, dass es "worLd wide web" heisst.

    Aber wahrscheinlich ist er auch ein Opfer der deutschen Schulen!