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Internationaler BankenmarktDollarhilfe für Europa

Im Euroraum fehlt es vor allem an Dollars. Die konzertierte Aktion der Zentralbanken soll Liquidität verschaffen. Doch sie ist auch ein sicheres Indiz für eine verschlimmerte Eurokrise.

In Zeiten der Krise misstrauen sich Banken gegenseitig. Bild: dapd

Konzertierte Aktionen zwischen den Notenbanken sind eigentlich nichts Ungewöhnliches, sondern seit der Finanzkrise ab 2008 schon mehrfach vorgekommen. Das Ziel ist stets dasselbe: Die Banken sollen mit Liquidität, also mit Geld und Devisen, versorgt werden.

Denn in Zeiten der Krise misstrauen sich die Banken gegenseitig. Vor allem die Institute in anderen Währungsräumen werden mit Misstrauen beäugt. Ergebnis: Der Interbankenmarkt bricht zusammen und weltweit werden die Devisen knapp.

Im Euroraum fehlt es vor allem an: Dollars. Europäische Banken bekommen entweder gar keine Dollarkredite mehr - oder nur noch zu sehr hohen Zinsen. Daher wurden die Notenbanken bereits Mitte September aktiv. Die US-amerikanische Notenbank Fed vereinbarte mit den Zentralbanken in Europa und in Japan, dass sie bis Frühjahr 2012 unbegrenzt Dollar zur Verfügung stellt. Die Nachricht ließ die Aktienkurse damals um rund 3 Prozent steigen.

Konkret ging es um "Dollar-Swaps", also Devisentauschgeschäfte, mit einer Laufzeit von drei Monaten. Diese Vereinbarung von September wird jetzt erweitert, indem die Gebühren gesenkt werden - und die dreimonatigen Swaps vorerst unbegrenzt weiterlaufen sollen, statt schon im Frühjahr 2012 zu enden. Außerdem umfassen die Swap-Geschäfte diesmal nicht nur Dollar, sondern bei Bedarf auch die Währungen der Schweiz, von Japan, England und Kanada.

Dollarhilfe mehrfach aufgelegt

Kleiner Rückblick: In großem Umfang wurden die Dollar-Swaps nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 eingesetzt. Damals liehen sich die europäischen Banken rund 10 Milliarden Dollar.

Im Januar 2010 waren sich Fed und EZB dann sicher, dass die Finanzkrise weitgehend überwunden ist und keine Liquiditätsengpässe zu befürchten seien. Daher wurde die Dollarhilfe für die Banken wieder eingestellt.

Doch schon um Mai 2010 musste das Programm erneut aufgelegt werden, weil die absehbare Pleite Griechenlands für Turbulenzen sorgte und den Beginn der Eurokrise markierte. Erneut trocknete der internationale Geldmarkt aus, so dass die europäischen Banken eine Dollarhilfe von etwa 9 Milliarden benötigten.

Bald darauf kehrte aber wieder Ruhe auf den Geldmärkten ein. Die Rettungsschirme für Griechenland, Irland und Portugal schienen zu funktionieren.

Wenn nun wieder Dollarhilfen nötig werden, dann ist dies ein sicheres Indiz: Die Eurokrise verschlimmert sich.

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2 Kommentare

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  • Y
    yberg

    daß die europäer probleme hatten an dollars zu kommen,lag am mistrauen der amerikanischen banken gegenüber den zu hinterlegenden sicherheiten wie anleihen,schuldverschreibungen,firmenbonds,aktienpa- keten usw mit denen europäische banken die geschäfte in devisen tätigten.die hamn nich euros gegen dollars getauscht sondern gegen sicherheiten,die sie später wieder auslösten.

     

     

    dollars wurden in der regel im inerbankenhandel ausgetauscht als sicherheiten dafür gabs europäische anleihen etc.da das vertrauen der amerikanischen banken in diese auf euro lautenden wertpapiere verloren ging, trocknete dieser weg der direkten dollarversorgung aus.

     

    jetzt tauschen die europäischen notenbanken auch die ezb mit der fed euros gegen dollars und stellen diese unseren banken auch noch günstiger wie zuvor zur verfügung ,damit der weltweite handel,der zum

    größten teil in dollars abgewickelt wird nicht ins stottern gerät.

     

    die banken können sich ab sofort ihre dollars bei der jeweiligen nationalbank,bei uns bundesbank,

    besorgen,sogar bei der ezb.dort werden ihre wackligen wertpapiere als sicherheit uneingeschränkt akzeptiert.

     

    das gesamte liquiditätsdesign und die geldschwemme lösen unre krise nicht solange unsre öffentlichen haushalte hoch verschuldet sind und unsre banken

    auf faulen wertpapieren und krediten sitzen.

     

    wir werden mit den bekannten problemen noch lange leben,denn sie sind ohne harte einschnitte wie staatspleiten und bankeninsolvenzen nicht zu lösen.

     

    das wird bitter für viele mitmenschen,weil auch die konjunktur weiter abstürzt und die inflation zunehmen wird.

  • BB
    Banker Billy Milano

    Viel geiler ist ja die Idee, daß Griechenland 5 Jahre lang den Dollar als Währung bekommt und anschliessend in Drachma wechselt.

    U.a. hätte das einen Run von Touris aus Amiland zur Folge, weil dann der Euro zum Dollar auf 80 Cent sinkt.

    Einzige Bedingung: US-Investoren und Auslandsgriechen werden bevorzugt und US-Konsortia bekommen die Lizenzen für das viele Öl aus den griechischen Meeren; letzterer Punkt ist besonders delikat, weil die Türkei für den Fall der Ölförderung in der Ägais mit Krieg droht und die USA in dieser Frage mehr Richtung Türkei tendieren (Kissmyassinger!)