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Internationale Soldaten am Horn von AfrikaHorn von Afrika im Fadenkreuz

Egal ob Somalia, Äthiopien, Eritrea oder Sudan: überall droht Krieg, nehmen die Kämpfe zu. Mittendrin stehen tausende internationale Soldaten - und tun nichts gegen das Chaos.

Internationale Truppen sind da. Tun können sie wenig. Bild: dpa

Nirgendwo auf der Welt stehen so viele verschiedene Eingreiftruppen wie am Horn von Afrika. Und nirgends ist das Risiko eines regionalen Flächenbrands gerade so groß. Die Verlängerung der Bundestagsmandate für die Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" der Marine vor Dschibuti sowie für die Beteiligung an den UN-Missionen im Südsudan und Darfur bedeutet, dass Deutschland in die Krise einer der ärmsten Regionen der Welt hineingezogen wird.

Heute bietet die Landkarte ein buntes Bild. 1.600 Soldaten der Afrikanischen Union (AU) sind in Somalia, 1.700 UN-Blauhelme, darunter zwei Deutsche, an der Grenze zwischen Äthiopien und Eritrea. 2.700 Franzosen stehen in Dschibuti, dazu kommen 1.800 US-Amerikaner in Dschibuti in der Anti-Terror-Operation Enduring Freedom (OEF), sowie 500 OEF-Soldaten anderer Länder, darunter 300 Deutsche. 10.000 UN-Blauhelme, darunter 41 Deutsche, sind im Südsudan stationiert, 7.000 AU-Soldaten in Darfur im Westen des Landes, die zusammen mit der UNO ab 2008 auf 26.000 aufgestockt werden sollen.

Überall nehmen die Spannungen zu. Somalias Hauptstadt Mogadischu, Einsatzort der AU, erlebt die schwersten Kämpfe seit über einem halben Jahr, eine halbe Million Menschen sind auf der Flucht. Die Armee aus Äthiopien, die Ende 2006 die in Mogadischu herrschenden Islamisten stürzte, verstrickt sich gemeinsam mit einer somalischen Marionettenregierung in einen nicht zu gewinnenden Guerillakrieg mit lokalen, teils islamistischen Milizen - Somalia und Äthiopien sind historisch verfeindet. Dass UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor einer Woche die Planungen absagte, die 1.600 AU-Soldaten aus Uganda durch UN-Blauhelme abzulösen, macht alle Hoffnungen zunichte, Äthiopien könnte seine Truppen bald aus Somalia zurückziehen.

So scharen sich allmählich Äthiopiens Gegner zusammen. In Kenia, wo eine starke somalische Minderheit lebt, wird für den Krieg in der Heimat rekrutiert. Die somalische Opposition residiert in Eritrea, ein anderer Feind Äthiopiens. Im an Somalia angrenzenden Osten Äthiopiens tobt eine Rebellion. Selbst der als "Somaliland" unabhängige Norden Somalias ist in Auseinandersetzungen mit angrenzenden Teilen Somalias verstrickt.

Äthiopiens Regierung ist derweil zum bevorzugten Partner der USA beim Verschwindenlassen mutmaßlicher Terroristen aus Ostafrika geworden. Ihr Status als Regionalmacht kann nur mit einer verstärkten Militarisierung aufrechterhalten werden.

Aktueller Brennpunkt dabei ist die Grenze zwischen Äthiopien und Eritrea, wo bereits 1998 bis 2000 ein Krieg zwischen beiden Ländern 70.000 Tote forderte. Die Grenze blieb umstritten, beide Länder haben zuletzt neue starke Truppenverbände zusammengezogen. Eine von einer internationalen Schiedskommission gesetzte Frist an beide Regierungen, sich zu einigen, läuft am 27. November aus. Offen wird davon gesprochen, dass danach neue militärische Auseinandersetzungen beginnen könnten.

Die UN-Beobachtermission an der Grenze ist da machtlos. Sie hat ihre Stärke halbiert und wird vermutlich bald abziehen. Bei einem Krieg ist damit zu rechnen, dass das zwanzigmal größere Äthiopien sich diesmal nur mit einem Sturz der eritreischen Regierung zufrieden geben wird - was Eritrea zu einem zweiten Somalia machen könnte, mit einem neuen Krieg gegen äthiopische Besatzung wie vor der Unabhängigkeit 1993.

Direkt zwischen diesen Konfliktgebieten steht im Kleinstaat Dschibuti die höchste Konzentration von Kampftruppen aus Europa und den USA in ganz Afrika. Aber ihre Aufgabe ist allein der Schutz der Seewege - und für die Franzosen Schutz der lokalen Regierung. Was sonst noch um sie herum passiert, interessiert sie nicht. Wie lange noch?

Die internationale Aufmerksamkeit konzentriert sich derweil auf Sudan. Dort ist die Lage nicht weniger explosiv. Der Krieg in Darfur geht weiter, die Stationierung von UN-Truppen ab 2008 steht mangels Lufttransportkapazitäten weiter in den Sternen. Die Gesamtregierung Sudans ist seit dem Austritt der Südsudan-Rebellen, die ihre Landeshälfte autonom regieren, am 11. Oktober in der Krise, es droht ein neuer Krieg zwischen Nord und Süd. Die UN-Truppen im Südsudan aber hätten gar nicht das Mandat, neuen Kämpfen entgegenzutreten.

Die Zukunftsaussichten für das Horn von Afrika waren schon lange nicht mehr so düster. Und es ist keine internationale Strategie zu erkennen, die mäßigend auf die vielen kriegslüsternen Akteure einwirkt.

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