Internationale Gartenschau in Tempelhof: Senat sät blühende Landschaft
Auf das Flugfeld kommt 2017 die Internationale Gartenbauausstellung - ein teurer Spaß für das Land Berlin. Den Zaun um den Park will der Senat stehen lassen.
Berlin richtet im Jahr 2017 eine Internationale Gartenbauausstellung (IGA) auf dem Flughafengelände Tempelhof aus. Es sei eine große Freude, dass das Land den Zuschlag bekommen habe, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Mittwoch. Indes: Ein weiterer Bewerber war ohnehin nicht mehr da. Aachen hatte tags zuvor seine Bewerbung zurückgezogen - aus Kostengründen. Die Stadt habe mit Investitionskosten von insgesamt 200 Millionen Euro gerechnet, begründete dies ein Sprecher der taz.
Das Land Berlin veranschlagt vorläufig nur 50 Millionen Euro. Ein Großteil soll über Eintrittsgelder abgedeckt werden, 13,5 Millionen Euro sollen von den ohnehin eingeplanten Mitteln (60 Millionen Euro) für die Entwicklung des Geländes abgezweigt werden. Auch für die Besucher dürfte das Ganze ein teurer Spaß werden, wie etwa ein Blick nach Schwerin zeigt: Der Eintritt für die dortige Bundesgartenschau kostet 16 Euro.
Die IGA soll Entwicklungen in Landschafts- und Gartenbau zeigen und ab 2012 auf einem Drittel des Flugfeldes vorbereitet werden in Form von temporären Schauen und Dauerbereichen. "Wir gehen davon aus, dass die Schau den entscheidenden Entwicklungsschub für das Tempelhofer Feld gibt", sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Manuela Damianakis. Zu den aus Aachen verlautenden Geldsummen wollte sie nichts sagen: "Wir haben vernünftig kalkuliert." Details und Konzept wollen Senat und die Deutsche Bundesgartenschaugesellschaft in der kommenden Woche vorstellen; den Vertrag sollte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) noch am gestrigen Mittwoch unterzeichnen. Sie versprach einen "Park des 21. Jahrhunderts".
Die Grünen gratulierten dem Senat zu dem Entschluss für die IGA. "Umso mehr verlangen wir nun vom Senat, endlich ein Konzept zu erstellen, das dem Naturschutz auf dem Feld Rechnung trägt", teilte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin Franziska Eichstädt-Bohlig mit. Das Tempelhofer Feld ist Lebensraum für zahlreiche geschützte Arten, etwa Feldlerchen.
Das IGA-Konzept fließt in die Planungen für den 250 Hektar großen Gesamtpark ein. Vorab hatte die Senatsverwaltung die Bürgerinnen und Bürger der Stadt gefragt, wie sie sich die Zukunft des Geländes vorstellen. Das Ergebnis zeige, dass die Berliner einen Park auf dem einstigen Flughafen wollen, sagte Lüscher. "Die Menschen suchen vor allem einen Ort für Ruhe, Erholung und Entspannung." Auch der Wunsch nach Sportmöglichkeiten sei ausgeprägt. Weit vorn ist zudem die Sehnsucht nach Naturerlebnissen; viel Trubel im Park wollen hingegen weniger als ein Drittel der Befragten.
Die Senatsverwaltung hatte 4.200 Fragebögen, Interviews und eine Telefonabstimmung ausgewertet. Menschen mit Migrationshintergrund, die sich eher selten an Fragebogenaktionen beteiligen, wurden gezielt über Kulturvereine und Quartiersmanager angesprochen.
Die meisten stellen sich einen klassischen Park vor. "Bänke, Bäume, Wasserelemente und Toiletten, das wollen bis zu 90 Prozent der Befragten." Die kleinteiligeren Interessen widersprechen sich teilweise - wie kaum anders zu erwarten: Manche wollen inlineskaten, wo andere einen Badesee sehen.
Lüscher sieht sich zudem in der Strategie bestätigt, das Gelände zu umzäunen und von Mai an tagsüber zu öffnen: 86 Prozent der Umfrageteilnehmer äußerten den Wunsch nach Sauberkeit und Sicherheit. "Das muss man nicht mit einem Zaun beantworten, kann man aber", sagte Lüscher.
Wie die Bauarbeiten für die IGA mit dem Zaunkonzept konform gehen, müssen Lüscher zufolge die Planer ausarbeiten. Einen Widerspruch zwischen den Zielen der IGA und den Vorstellungen der Befragten sieht die Senatsbaudirektorin grundsätzlich nicht. "Die Menschen wollen Gastronomie, Garten und Ruhe - das kann man hervorragend mit einer IGA verbinden", erklärte Lüscher.
SENATSBAUDIREKTORIN LÜSCHER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!