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Intergration endet am Schultor

■ Eltern fordern vom Bildungssenator Öffnung aller Grundschulen für Behinderte

Der Sozialsenator Henning Scherf hat dem neuen Bildungssenator Scherf ein schweres Erbe hinterlassen. Seinerzeit hatte Scherf sich für die Öffnung aller Bremer Regelkindergärten für Behinderte stark gemacht. Durch die positiven Erfahrungen ermutigt, sehen die Eltern nun nicht ein, warum die Integration am Schultor enden soll. Mit ihren Forderungen mußte Scherf sich

jetzt auf einem Diskussionsabend im Ortsamt Mitte auseinandersetzen: Die Elternbeiräte der Bürgermeister-Smidt -Schule, der Grundschulen an der Schmidt-, der Lessing und der Stader Straße hatten den Bildungssenator gemeinsam mit Sonderschulreferentin Kleinert-Molitor, Grundschulreferent Lückert, in der Integration arbeitenden Pädagoginnen und betroffenen Müttern zu einem Informationsabend über Möglichkeiten der Integration auch im Stadtteil Mitte/östliche Vorstadt eingeladen.

Integration an Grundschulen ist derzeit noch die Ausnahme, begrenzt auf drei Standorte. Was das für die behinderten Kinder und deren Eltern bedeutet'schilderte Ulrike Schellpeper, deren behinderte Tochter die Kooperationsklasse der Grundschule an der Augsburger Straße besucht: weite Wege für Kinder, die besonders auf eine vertraute Umgebung angewiesen sind, Beschulung fernab von den möglichen SpielgefährtInnen aus der Nachbarschaft, dadurch nachmittags kaum Entlastung für die Eltern, da Spielgelegenheiten immer organisiert werden müssen. Durch die Beschränkung auf wenige Standorte für Integration und Kooperation ist Quote behinderter Kinder pro Klasse zu groß.

„Integration ist nur dann gut, wenn die Bedingungen stimmen“, betonte auch GEW-Vertreterin Martina Siemer. Und die stimmen nach Meinung vieler Diskussionsrednerinnen vom Podium und aus dem dicht gedrängten Publikum nicht. Hauptkritikpunkte: Statt flächendeckender Integration hält die Schulbehörde an nur drei Standorten fest. Das führt wie an der Robinsbalje dazu, daß Eltern gezielt in ein Gebiet ziehen, in dem Integration

möglich ist. Durch eine derartige Ballung von Problemfällen wird die pädagogische Arbeit gefährdet. Eigeninitiativen von Eltern zur Einrichtung zusätzlicher Integrationsklassen werden von oben „abgewürgt“. Qualifikation und Weiterbildung von integrationswilligen LehrerInnen sind unzureichend. Durch mangelnde Absicherung der materiellen Bedingungen (Beispiel: Überbelegung der Kooperationsklasse an der Augsburger Straße) werden engagierte PädagogInnen verprellt.

Scherf und Kleinert-Molitor mühten sich wortreich, ihre „Politik der kleinen Schritte“ gegenüber der Forderung von Eltern und PädagogInnen nach einer sofortigen Öffnung aller Grundschulen zu rechtfertigen: Immerhin 30 von 70 Bremer Grundschulen seien inzwischen mit Sonder

pädagogen bestückt. Man sei dabei, die drei vorhandenen Integrationsstandorte haushaltsrechtlich abzusichern und zusätzlich Mittel für persönliche Assistenzen zur Betreuung behinderter Kinder bereitzustellen. Weitergehende Forderungen bezeichnete Scherf als eine „irreale Verkennung unserer Möglichkeiten“.

Die zweieinhalbstündige Diskussion brachte Ulrike Schellpeper auf den Punkt: der Integrationsgedanke sei in „Hennings“ Kopf noch so wenig verankert, daß ihm bei dem angekündigten Ausbau der Grundschule an der Schmidt Straße nicht mal die Idee kam, die Bedürfnisse Behinderter mit einzuplanen. Der so Ertappte versprach, die Anregung an den Ortsbeirat weiterzugeben.

asp

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