Insektenzählung des Nabu: „Man schützt nur, was man kennt“
Der Naturschutzbund ruft am Freitag zur großen Insektenzählung auf. Es gehe auch darum, Berührungsängste abzubauen, sagt Referentin Laura Breitkreuz.
taz: Frau Breitkreuz, was ist eigentlich so faszinierend an Insekten?
Laura Breitkreuz: Mich fasziniert vor allem, dass sie in Form, Farbe, Lebensweise so unglaublich vielseitig sind.
Am Freitag startet der Naturschutzbund Nabu bundesweit eine große Insektenzählung, auch in Berlin. Wer kann da mitmachen?
Alle können mitmachen. Wir haben Angebote für die verschiedensten Altersgruppen und unterschiedliche Kenntnisse über Insekten. Man nimmt sich bis zu einer Stunde Zeit und versucht in der Natur oder in naturnahen Gegenden Insekten zu finden und dann, soweit man kommt, diese zu bestimmen. Man kann also auch einen Schmetterling melden, den man selbst nicht bestimmen kann.
Laura Breitkreuz ist Referentin für Biodiversität und Insektenkunde beim Nabu Berlin.
Die Aufgabe für den diesjährigen Insektensommer lautet: „Können Sie Hummeln am Hintern erkennen?“. Wie soll das denn funktionieren?
Wir haben eine gute, kleine Anleitung, die man sich auch unter insektensommer.de ausdrucken oder herunterladen kann. Die drei häufigsten Hummelarten können gut anhand ihrer Färbung erkannt werden: die Ackerhummel ist gelb-bräunlich und hat einen gelb-bräunlichen Hintern. Die Steinhummel ist komplett schwarz und hat einen orange-rötlichen Hintern und die Erdhummel hat zwei gelbe Streifen und einen weißen Hintern.
Warum ist es überhaupt wichtig, Insekten zu zählen?
Es gibt zwei Hauptgründe. Das eine ist, dass wir eine Datengrundlage für die Zukunft sammeln. Mittlerweile können wir beispielsweise kleine Populationstrends aus den Daten ablesen. So konnten wir bereits die Wanderjahre bestimmmter Falter nachvollziehen. Die zweite Sache – und da legen wir ein Hauptaugenmerk drauf – ist, dass wir den Leuten in der Bevölkerung zeigen wollen, wie interessant und wie toll Insekten sind und dass es auch total Spaß macht, diese zu beobachten. Wir wollen Artenkenntnis fördern – denn man schützt nur, was man kennt. Es ist wichtig, Insekten als Thema hochzuhalten, weil sich dann eher für den Schutz dieser Tiere eingesetzt wird.
Mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie in Berlin?
Wir hoffen sehr, dass wir dieses Jahr zum fünften Geburtstag des Insektensommers die 10.000 Meldungen knacken werden.
Gibt es noch etwas, das jede*r tun kann, um Insekten zu schützen?
Man kann darauf achten, eher bio und regional und damit nachhaltiger einzukaufen. Man kann versuchen, seinen Garten oder Balkon insektenfreundlicher zu gestalten. Das fängt damit an, dass man auf gar keinen Fall Pestizide einsetzt. Außerdem kann man wildere Ecken mit Blühpflanzen anlegen oder Insektennisthilfen aufstellen. Oder man engagiert sich politisch und versucht so, den Insekten eine Lobby zu verschaffen.
Der Insektensommer 2022: Zwei Zählzeiträume, vom 3.-12.6. und vom 5.-14.8. Infos und Zählhilfen: www.insektensommer.de.
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