piwik no script img

Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWIE RECHTSRADIKALER RAP EINE GESINNUNG BELEUCHTET Innerlich zerrissen

Am Montag wird die Verhandlung gegen den mutmaßlichen „Maschseemörder“ Alexander K. vor dem Landgericht Hannover fortgesetzt. In der vorläufigen Beweiswürdigung am achten Verhandlungstag fand der Vorsitzende Richter Wolfgang Rosenbusch deutliche Worte: Der 25-jährige K. habe schon früh „Gedanken und Gefühle in Richtung Menschen zu töten“ gehabt, die sich in Hass besonders gegen Ausländer verdichteten und sich später mit rechtsextremem Gedankengut verwoben.

Seit Anfang August steht K., der Rap-Videos im Internet veröffentlichte, wegen der Ermordung von Andrea B. vor Gericht. Nach Aussage seiner Ex-Freundin hat K. die 44-Jährige getötet, weil sie sich über seine rechtsextreme Einstellung lustig machte. In den Akten hätten sich keine Hinweise auf eine politische Gesinnung als Tatmotiv gefunden, sagt Matthias Doehring, ein Rechtsbeistand der Familie des Opfers.

In den vergangenen Verhandlungstagen setzten sich die Verfahrensbeteiligten intensiv mit der Einstellung von K. auseinander. Er litt unter massivem Alkohol- und Drogenkonsum und pendelte zwischen Aufenthalten in der Jugendpsychiatrie und dem Gefängnis. Am 18. August 2007 verletzte er in Minden einen 19-jährigen Libanesen im Streit, eine zweijährige Bewährungsstrafe folgte.

Im Landgericht wurden Gedichte und Rap-Songs von K., der sich „Sash Jm“ nannte, vorgetragen: „Patriotischer Rap, der soll hier seine Seite finden, bleibt Deutsch und lasst euch nicht BRDigen“ oder auch „Feinde sind überall (...) bin krank (...) 88 ist egal“. „BRDigen“ ist ein Ausdruck der zur Szenesprache gehört, „88“ ein Zahlencode für „Heil Hitler“. Die Strophen spiegeln die innere Spannung K.s, der sich selbst als rechtsextrem versteht und doch wieder nicht. In Hannovers Südstadt war K. Antifaschisten durch rechte Sprüche aufgefallen. Zu der rechten Szene im Umland soll er gute Kontakte haben.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland