piwik no script img

Innenstaatssekretär FritscheZwei Staatsdiener im leisen Duett

Im Bundesinnenministerium folgt auf den prägenden Staatssekretär August Hanning nun der unauffällige Klaus-Dieter Fritsche. Er war Verfassungsschutz-Vizepräsident.

War bislang im Bundeskanzleramt mit der Aufsicht der Geheimdienste betraut: Klaus-Dieter Fritsche. Bild: dpa
Von

BERLIN tazAuf den Gestalter folgt ein Verwalter. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat Klaus-Dieter Fritsche (CSU) als neuen Sicherheitsstaatssekretär berufen. Er wird Nachfolger des parteilosen August Hanning, dem der Innenminister am vergangenen Dienstag die Tür wies.

Fritsche wird gern im Gegensatz zur prägenden Person von Hanning beschrieben. Hanning hatte vom ehemaligen Innenminister Wolfgang Schäuble in der Sicherheitspolitik weitgehend freie Hand bekommen. Diese nutzte der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes, er galt als "verantwortungsfreudig", als "Frontoffizier." Damit bildete er ein eingespieltes Duo mit seinem Chef.

Fritsche hingegen wird als "fleißiger und solider Beamter" beschrieben, der inhaltlich oft ebenso kenntnisreich sei wie Hanning, aber dessen expressives Verhalten vermissen lasse. Er hat bislang im Bundeskanzleramt als Abteilungsleiter 6 für die Koordination und Aufsicht der Geheimdienste gearbeitet und kennt den damaligen Kanzleramtsminister de Maizière noch aus der vergangenen Legislaturperiode. Zudem war Fritsche Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz.

De Maizière hat bei seinen bisherigen Auftritten deutlich gemacht, dass er leiser vorgehen will als sein Vorgänger. Entsprechend konsequent scheint die Berufung des eher unauffälligen Fritsche. Abgeordnete des Bundestages sagen, Schäuble habe sich oftmals eher als Staatsschauspieler verstanden, Thomas de Maizière eher als Staatsdiener. Dazu würde Fritsche passen.

Was das inhaltlich zu bedeuten hat, wollen auch diejenigen nicht vorhersagen, die den neuen Staatssekretär schon länger kennen. Es sei aber zu erwarten, dass sich de Maizière und Fritsche darauf verlegen würden, die Gesetzesverschärfungen und erweiterten Kompetenzen der Sicherheitsbehörden aus den vergangenen Jahren zu verwalten und sie nicht weiter auszudehnen. Den Vorschlag, die Bundeswehr im Inneren einzusetzen, werde man wohl von de Maizière und Fritsche nicht hören, vermutet ein Innenexperte im Bundestag.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!