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Innenminister meidet IntegrationsgipfelSeehofer flüchtet vor Kritikerin

Der CSU-Politiker sagte beim Gipfel ab, weil eine Journalistin, die ihn kritisierte, auch dabei ist. Ihren Text scheint er missverstanden zu haben.

Redet sonst immer gern über Einwanderung: Horst Seehofer (Archivbild) Foto: dpa

Berlin afp/taz | Anders als seine Vorgänger nimmt Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch nicht am Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt teil. Als Grund nannte er am Dienstag in Berlin die Teilnahme der Journalistin Ferda Ataman. Diese habe ihn mit „Blut und Boden“ in Verbindung gebracht, kritisierte der Innenminister. „Das sollte ich mal machen“, klagte Seehofer.

Ataman hatte in einer Veröffentlichung der Amadeu Antonio Stiftung die „Heimat“-Politik der CSU kritisiert. Der Text war der Aufmacher einer vierseitigen Beilage der Stiftung, die am 29. Mai in der taz erschienen war.

Unter der Überschrift „Deutschland, Heimat der Weltoffenheit“ schrieb Ataman dort, Seehofers Heimatministerium sei „vor allem Symbolpolitik für potenzielle rechte Wähler“. Statt „die rassistische Abwärtsspirale zu beschleunigen, könnte die Politik ein positives Selbstbild für Deutschland“ anbieten, argumentiert Ataman und schlug vor: Deutschland als Heimat der Erinnerungskultur, der Weltoffenheit oder der Religionsfreiheit. „Darauf kann man stolz sein. Ganz ohne Blut-und-Boden-Trigger.“

Die Journalistin Ferda Ataman ist Mitgründerin der „Neuen deutschen Medienmacher“ und Mitgründerin des Mediendienstes Integration. In den Jahren 2006/2007 war sie Redenschreiberin für den damaligen Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet. Der CDU-Politiker ist heute Ministerpräsident des Bundeslandes.

Auf Twitter bedauerte Ataman die Absage Seehofers. Sie nimmt nach Angaben der Bundesregierung am Mittwoch als Vertreterin einer Migrantenorganisation auch an der Pressekonferenz im Anschluss an den Integrationsgipfel teil. Seehofer wird nach Angaben seines Ministeriums beim Integrationsgipfel durch den Parlamentarischen Staatssekretär Marco Wanderwitz (CDU) vertreten. In den vergangenen Jahren war es üblich, dass der jeweilige Bundesinnenminister am Integrationsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahm.

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10 Kommentare

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  • "Blut-und-Boden-Trigger" Damit bringt Frau Ataman Seehofers "Heimatschutz"-Politik auf den Punkt und der Getroffene jault auf wie ein Hund, dem auf den Schwanz getreten wurde. Zu allem Überfluss repetiert Seehofer auch noch ein Verhaltensschema, welches von den parlamentarischen Neonazis wohlbekannt ist: Anstatt das Gespäch zu suchen geht er ihm missliebigen Inhalt produzierenden Journalisten aus dem Weg. Wer solche Politiker noch wählt ist selbst schuld!

  • "Seehofer flüchtet"? Vielleicht hat er nur keine Lust, sich von einer mit vorgefassten Meinungen vollgestopften sog. Journalistin vorführen zu lassen?

    • @Hartwig Lein:

      Da Seehofer ausweicht anstatt das Gespräch zu suchen ist er einfach nur feige.

    • 8G
      84935 (Profil gelöscht)
      @Hartwig Lein:

      Aha, sind Sie Anhänger der "Lügenpressen-Verschwörungs-Theorie"? Alufolie vor die Augen halten soll helfen! Dann kommt man auch nicht in Gefahr sich mit dem tückischen Virus "kritisches Denken" anzustecken...

  • 2005 ergab die Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 1.536 Journalisten aller Mediensparten, dass sich Journalisten in Deutschland selbst im Durchschnitt links der politischen Mitte verorten.

     

    Eine Befragung von 500 repräsentativ ausgewählten Journalisten in Österreich kam 2008 ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Journalisten politisch deutlich weiter links stehen als die Gesamtbevölkerung.

     

    Eine im Rahmen einer internationalen Journalismusstudie in den Jahren 2014 bis 2016 vom Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW in Zusammenarbeit mit der Universität Neuenburg durchgeführte schweizweite Journalistenbefragung ergab, dass sich fast 70 % aller SRG-Journalisten als links bezeichnen.

     

    Das sind gute Nachrichten und als sehr positiv zu wertende Entwicklungen Entwicklungen. Frau Ferda Ataman steht also nicht alleine da. Ihre Meinung teilen bestimmt die meisten Journalisten.

     

    „Worte können Grenzen und Ausgrenzungen öffnen sowie Mauern niederreißen! Journalisten können und sollen die Welt verbessern!“

  • 8G
    86970 (Profil gelöscht)

    huh, da muss man aber schon eine sehr speziellen Blickwinkel haben, um Seehofers Abwesenheit als "Flucht" vor Frau Ataman zu interpretieren. Der Rest der Welt interpretiert das als Affront gegen Merkel. Und dieser Interpretation schließe ich mich ausdrücklich an. Aber wenn Herr Asmuth das so sehen will - bitte sehr, die Pressefreiheit schließt ja auch ein, dass skurrile bis abwegige Ansichten veröffentlicht werden dürfen.

    • 8G
      84935 (Profil gelöscht)
      @86970 (Profil gelöscht):

      Der Affront gegen Merkel ist (schielend auf sein Profil als kleiner Orban-Trump...) sicher die Intention Seehofers gewesen, aber die Verknüpfung mit Ataman stammt von ihm selbst. Haben Sie den Artikel überhaupt gelesen?

  • Könnte es sein, dass Seehofer sich von den Worten von Frau Ataman tatsächlich getroffen, ertappt, angesprochen gefühlt hat?

    Das würde die unreife Trotzreaktion erklären.

  • Jeder hat das Recht auf beleidigt sein, auch des Hofers See.

  • Es gibt Sachen im Leben die man nicht versteht. Aber Herr Seehofer ist da ein Stratege und versteht so gut wie nichts.