Initiative gegen Verpackungen in Berlin: Unverpackt ist Kaiser

Eine kleine Pankower Initiative drängt Edeka, Abteilungen für offen verkaufte Lebensmittel einzurichen. Die Petition ist erstaunlich erfolgreich.

Boxen mit Lebensmitteln in einem Berliner Unverpackt-Laden

Sollte zum Vorbild werden: Unverpackt-Laden in Kreuzberg Foto: dpa

Der Supermarkt an der Ecke Winsstraße/Marienburger Straße war schon immer eine kleine Berühmtheit. „Disco-Kaiser’s“ wurde die einstige Kaufhalle mitten in Prenzlauer Berg lange genannt, weil die Beleuchtung so lustig bunt war, oder auch „Flirt-Kaiser’s“, weil hier in den 90ern und nuller Jahren die Promidichte recht groß war. Als die Filiale – nach dem Verkauf von Kaiser’s unter Leitung von Edeka – kurz vor der Coronapandemie abgerissen wurde, sang ein Chor aus An­woh­ne­r*in­nen ein Abschiedsständchen. Die Ver­käu­fe­r*in­nen waren gerührt.

Im Herbst soll das Geschäft wieder eröffnen, nun im Erdgeschoss eines Wohnungsneubaus an gleicher Stelle. Und wieder macht der Laden Schlagzeilen. Eine kleine Pankower Initiative hat eine Petition gestartet, die von der Ladenleitung die Einrichtung einer Unverpackt-Abteilung fordert, und die ist erstaunlich erfolgreich: Innerhalb weniger Wochen haben – Stand Donnerstag – bereits mehr als 650 Menschen unterschrieben.

„Diese Resonanz hat uns überrascht“, sagt Initiatorin Ulrike Majewski. Schließlich wird weder die Initiative in der Petition genannt, noch sind die „Climate Girls“, so deren Name, eine Berühmtheit. Und groß beworben habe man die Petition auch nicht, berichtet die Lehrerin für Kunst und Berufsorientierung an einem Gymnasium.

Wahrscheinlich stimmt einfach, was in der Petition steht: Im Kiez gebe es „eine generell ökologisch verantwortungsbewusste Kundschaft“, aber eben noch keine Unverpackt-Abteilungen in Lebensmittelgeschäften. Deswegen möge die künftige Ladenleitung eine solche im Markt in der Winsstraße einplanen. Denn: „Die Menge des Verpackungsmülls in Deutschland wächst jährlich und Plastikrückstände lassen sich mittlerweile sogar in unseren Lebensmitteln nachweisen.“

Unverpackt oft teuer

Auf die Idee mit der Unverpackt-Abteilung habe sie ihr Sohn gebracht, nach einer Fridays-for-Future-Demo 2019, berichtet Ulrike Majewski. Damals hätten sie die Schilder mit dem Hinweis auf den geplanten Neubau vor dem Geschäft gesehen. Der hat sich dann deutlich verzögert, eine zwischenzeitliche Mail an Edeka sei unbeantwortet geblieben, berichtet sie. Deswegen jetzt die Petition. Und ein weiterer Punkt ist Majewski wichtig: Es gebe zwar bereits zwei kleine Unverpacktläden in Berlin. Die seien aber nicht gerade billig und nicht jede/r könne sich leisten, dort einzukaufen.

Bei Edeka steht man der Idee grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. „Die Unverpackt-Station ist elementarer Bestandteil unserer nachhaltigen Sortimentsstrategie“, teilt ein Sprecher auf taz-Anfrage mit. Bundesweit seien diese in zahlreichen Geschäften bereits vorhanden; er spricht – wenig konkret – von einer Anzahl im „dreistelligen Bereich“.

Vor allem Produkte der Bereiche Müsli, Trockenfrüchte, Süßes, Nüsse, Reis, Getreide, Nudeln und Bohnen würden auf diese Weise verkauft, teils in Pfandgläsern. Auch für den Markt in der Winsstraße werde die Umsetzung einer Unverpackt-Station „geprüft“, heißt es weiter. Die Petition habe man an die für den Markt verantwortlichen Kol­le­g*in­nen weitergegeben.

Die Climate Girls hoffen, dass die Petition die 1.000er-Marke noch knackt. Denn eine nachhaltige Lebensweise sei wichtig, sagt Majewski: „Kleine Schritte im Nahumfeld wären hilfreich.“

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