Inhaber von Zeitarbeitsfirma: "Mindestlohn per Gesetz für alle"

Eine allgemeingültige Untergrenze des Lohns fordert Detlef Spruth. Der Mitinhaber der Zeitarbeitsfirma Persona Service ist eine Ausnahme unter deutschen Unternehmern.

Spruth sieht langfristig flächendeckenden Mindestlohn von 7,50 Euro Bild: ap

taz: Deutschland streitet über Mindestlöhne und Managergehälter. Sie sind Mitinhaber einer Zeitarbeitsfirma. Meinen Sie, dass wir eine Untergrenze beim Lohn brauchen?

Detlef Spruth: Ja, da bin ich absolut sicher. In der Klimapolitik marschiert Deutschland an der Spitze. So sollte es auch bei der sozialen Verantwortung sein. Die Bundesregierung darf sich einer vernünftigen Lösung in der Lohnpolitik nicht verweigern.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will Mindestlöhne nur in wenigen Branchen zulassen, keinesfalls aber für alle Beschäftigten. Warum befürworten Sie einen gesetzlichen Mindestlohn?

Wer voll arbeitet, muss von seinem Lohn leben können. Das ist ein Gebot der Moral. Alles andere geht zu Lasten der Allgemeinheit. Nicht nur Beschäftigte leiden darunter, wenn sie Hungerlöhne von 4 Euro pro Stunde bekommen. Auch Unternehmen haben Probleme damit.

Sie fordern einen allgemeinen Mindestlohn, damit Ihr Unternehmen nicht von der Konkurrenz unterboten wird?

Mit meiner Firma hat das zunächst nichts zu tun. Aber natürlich schafft der gesetzliche Mindestlohn faire Bedingungen für Unternehmen. Man muss dann nicht den Lohn drücken, nur weil Wettbewerber versuchen, sich Vorteile zu verschaffen.

Ihre Branche hat nicht das beste Image. Wollen Sie den schlechten Ruf loswerden, Lohndumping zu betreiben?

Die Zeiten haben sich geändert. Als ich vor 32 Jahren als Personaldisponent begann, hat mich der Direktor eines Arbeitsamtes mit den Worten "Da kommt der moderne Sklavenhändler" begrüßt. Heute ist die Zeitarbeit salonfähig, wenngleich unser Ruf besser werden kann.

Der DGB fordert 7,50 Euro gesetzlichen Mindestlohn pro Stunde. Halten Sie das für die richtige Größenordnung?

Für ganz Deutschland sind 7,50 Euro augenblicklich noch zu hoch. Langfristig kann das aber ein Ziel sein.

Die beiden großen Firmenverbände der Zeitarbeit haben sich doch selbst schon dazu verpflichtet, demnächst mindestens 7,51 Euro zu zahlen.

Für unsere Branche ist das vertretbar. Für andere Wirtschaftsbereiche kann das aber nicht der Maßstab sein. Beispielsweise bei den Friseuren liegt die Untergrenze heute bei 4 Euro. Da können Sie nicht mit 7,50 Euro kommen.

Was wäre die richtige Größenordnung?

Ich halte 6 bis 7 Euro pro Stunde für angemessen.

Zwei Firmenverbände der Zeitarbeit haben bei der Regierung einen Mindestlohn für ihre Branche beantragt. Wann wird das umgesetzt werden?

Das dauert sicher noch bis ins Frühjahr 2008. Die Union hält ja nicht viel davon, den Mindestlohn auszuweiten.

INTERVIEW: HANNES KOCH

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