Ingvar Kamprad verlässt die Schweiz: Ikea-Gründer hat Heimweh
Ingvar Kamprad zieht zurück aus der Schweiz in seine Heimat Schweden. Dort wird dann jährlich etwa eine seiner 85 Million Euro ans Finanzamt gehen.
„Wir verlieren einen Auslandsabonnenten“, vermeldete die Lokalzeitung Smålandsposten: „Dafür werden wir die Auflage in Älmhult um ein Exemplar steigern.“ Ingvar Kamprad, Gründer des Möbelkonzerns Ikea, kehrt in seine südschwedische Heimat zurück, die er vor 40 Jahren aus steuerlichen Gründen in Richtung Schweiz verlassen hatte. In Lausanne halte ihn nach dem Tod seiner vor eineinhalb Jahren verstorbenen Ehefrau Margaretha nicht mehr viel, sagte der 87-Jährige. In Småland habe er dagegen einen Großteil seiner Familie und manche alten Freunde.
Hier hatte der 17-jährige Bauernsohn 1943 mit einem nach den Anfangsbuchstaben von Name und Wohnort benannten Versandhandel das Fundament zum weltweit größten Möbelhandelskonzern mit 140.000 Beschäftigten gelegt. Erst verkaufte er Bleistifte, vier Jahre später die ersten Möbel. 1951 erschien der erste Ikea-Katalog, und 1958 wurde in Älmhult das erste von derzeit 342 Möbelhäusern eröffnet.
Kamprad werde eine Lücke hinterlassen, „menschlich und steuermäßig“, bedauerte der Bürgermeister von Epalinges bei Lausanne. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Wegzug von „Mr Ikea“ die Gemeinde zwingen werde, den örtlichen Steuersatz zu erhöhen.
In Schweden freut sich dagegen der Fiskus auf den Heimkehrer. Auch wenn der weit weniger als die 40 Milliarden Euro Vermögen versteuern wird, mit dem der Wirtschaftsdienst Bloombergs ihn zuletzt auf Platz 5 der weltweit reichsten Menschen führte. Mit rund 85 Millionen Euro beziffert Kamprad selbst sein Vermögen. Davon würden dann jährlich nicht mehr als etwa eine Million ans Finanzamt gehen.
Offiziell hat er mit Ikea nichts mehr zu tun, und den Aufsichtsratsvorsitz hat Kamprad vor drei Wochen an den jüngsten seiner drei Söhne übergeben. Andere Posten in dem zwecks Steuervermeidung verschachtelten Firmenkonstrukt hat er nach wie vor inne. Doch als einer der erfolgreichsten Unternehmer des Landes gilt Kamprad in Schweden als eine Ikone, der man eventuelle Steuertricksereien ebenso wenig übel nimmt wie seine braune Vergangenheit. Die hat man ihm als „Jugendsünde“ verziehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren