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Inflation steigt auf 3,8 ProzentTeuerung wie zuletzt 1993

Vor allem die Energiepreise ziehen stark an, die Inflationsrate steigt deshalb. Für ExpertInnen ein vorübergehendes Phänomen.

Hier ist es zu spüren: Wenn das Heizöl geliefert wird Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Wiesbaden dpa | Das Leben in Deutschland hat sich im Juli kräftig verteuert. Angeheizt vor allem von höheren Energiepreisen sprang die Inflationsrate auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Die Verbraucherpreise lagen im Juli um 3,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit vorläufige Daten. Einen höheren Wert hatten die Statistiker zuletzt im Dezember 1993 mit damals 4,3 Prozent ermittelt. Im Juni 2021 hatte die Inflationsrate noch bei 2,3 Prozent gelegen.

Es klingt viel, ist aber bei genauerem Hinsehen möglicherweise gar nicht besorgniserregend. Der Anstieg der Energiepreise (plus 11,6 Prozent) heizte die Inflation auch im Juli an. Mit Ausbruch der Corona-Krise waren die Rohölpreise im vergangenen Jahr wegen geringer Nachfrage auf dem Weltmarkt eingebrochen. Seither haben sie sich erholt. Zudem sind in Deutschland seit Januar 25 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

Vor allem Heizöl (plus 53,6 Prozent) und Sprit (plus 24,7 Prozent) verteuerten sich gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich. Ohne Berücksichtigung der Energieprodukte hätte die Inflationsrate den Angaben zufolge im Juli 2021 bei 2,9 Prozent gelegen. Für Lebensmittel mussten Verbraucher im Juli 4,3 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor.

Der Basiseffekt als Ursache

Ein weiterer gewichtiger Grund für den aktuellen Anstieg ist ein sogenannter Basiseffekt: Um den Konsum in der Corona-Krise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gesenkt. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell wieder teuer.

Die Teuerung dürfte in den nächsten Monaten weiter anziehen. Ökonomen halten das bislang jedoch weitgehend für ein vorübergehendes Phänomen.

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2 Kommentare

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  • "Es klingt viel, ist aber bei genauerem Hinsehen möglicherweise gar nicht besorgniserregend."



    Also für mich ist es schon besorgniserregend, wenn mein Realeinkommen um 3,8 % sinkt, ohne Cance auf Ausgleich. Und wenn auf meine eher kümmerlichen Ersparnisse eine "Vermögen"steuer von 3,8 % erhoben wird.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Ich möchte bitte, dass bei diesen Artikeln grundsätzlich zwischen Inflation und Warenkorbinflation unterschieden wird. Wir sprechen hier von Warenkorbinflation, die eine bestimmte Messmethode repräsentiert.

    Diese Messmethode orientiert sich an einem Mittelschichthaushalt, der im Wesentlichen durch statistische Durchschnitte festgelegt wird/wurde. Bei diesen Durchschnitten fehlen die hohen Einkommen (Stichwort SOEP) und die niedrigen Einkommen werden durch Durchschnittsbildung (statt Berücksichtigung des Medians) faktisch ausgeblendet.

    Das hat zur Folge, dass ausgerechnet die echten Treiber der Warenkorbinflation - Mieten und Energie - für mindestens das untere Drittel der Haushalte krass unterbewertet ist. Deren Warenkorbinflation liegt deutlich höher, zudem sind diese Haushalte den Schwankungen bei Nahrungsmittelpreisen nahezu hilflos ausgeliefert.

    Neben der Warenkorbinflation haben wir aber aber weitere verdeckte Inflationsherde, die uns aus politischen Gründen auf die Füße fallen können. Zum Beispiel ist der Immobilienmarkt ein loderndes Inflationsfeuer, weil es für gleiche Leistungen immer mehr Geld aufnimmt. Ein Teil davon wird wiederum über die hohen Mieten wieder abgetragen, ein anderer Teil bleibt aber "im System" als Teil einer Spekulationserwartung. Die Immobilieninflation ist - mal abgesehen von den Mieten - nicht brutal gefährlich, weil kaum staatliche Rettungsaktionen für Immobilienbesitzer im Falle einer "Preiskorrektur" zu erwarten sind.

    Aber es gibt andere Bereiche, die sind brandgefährlich, wie etwa die Aktienmärkte, die die gleichen inflationären Tendenzen haben, aber Falle eines Crashes mit Steuergeld gestützt werden. Auch ein Grund, warum Kryptowährungen prima sind: Hier gibt es keinerlei Sicherheit - hier investiertes Vermögen kann rückstandlos vernichtet werden und damit Inflation durch Steuervermeidung und Finanzcasino mindern.