Infektionsrisiko Putte: Engel jetzt wegsperren!
Ein länderübergreifender Erlass verpflichtet ab heute und bis auf Widerruf sämtliche HalterInnen Norddeutschlands, ihre Putten einzusperren.
Nach dem Nachweis des hoch ansteckenden St24N8/H12N8-Virus in norddeutschen Beständen sowie einer Vielzahl dokumentierter Fälle von erkrankten freischwebenden Wesen und Hinweisen darauf, dass es von den Vogel- auch auf Kulturengelbestände überzugreifen droht, haben sich die Kultus- und die Verbraucherschutzministerien der Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, angesiedelt an der interföderalen Obersten Spitzenbehörde (OSB), darauf verständigt, angesichts einer jahreszeitbedingten Aufkommenssteigerung die jeweils geltenden Regelungen zur Stallpflicht per Erlass ab sofort auf die Haus-, Schutz- und Erzengelhaltungen auszudehnen, die sich in Risikogebieten befinden.
Die Festlegung der Gebiete erfolgt aufgrund einer Risikoanalyse nach bundeseinheitlichen Beurteilungskriterien. Zu Risikogebieten zählen beispielsweise Sammelplätze von durchziehenden Erz- und Verkündigungs-Engeln insbesondere der Gattungen Seraphin und Cherubin wie beispielsweise der Seraphin cantans, der Seraphin sonans, der Seraphin semperflagrans, der Cherubin lumens und ardens sowie Sanges- und Nistplätze von Angelus vulgaris (Gemeine Putte) an oder in der Nähe von Weihwasserbecken, Weihrauchfässchen, Weihnachtsmärkten und sämtlichen Sakralbauten.
Der Erlass enthält folgende verpflichtende Maßnahmen für alle privaten und gewerblichen Engelhalterinnen und -halter:
1. Aufstallungspflicht für Haus- und Gemeindeengel in Risikogebieten
Die Aufstallungspflicht gilt nur für Gebiete mit räumlicher Nähe zu Erz- und Blasengelrastgebieten oder Gebieten mit sonst erhöhtem Erz- und Posaunenengelaufkommen, um einen Kontakt zwischen Gemeindeengeln und Erzengel (potenzielle Erregerübertragung) zu verhindern. Die konkrete Abgrenzung der Risikogebiete erfolgt durch die Synoden bzw. Generalvikariate per Allgemeinverfügung, die auf der jeweiligen Homepage veröffentlicht wird. Die Risikogebiete werden gegebenenfalls zeitnah um weitere Gebiete mit hoher Engeldichte ergänzt. Eine bundesweite Hotline ist eingerichtet.
Unter „Aufstallung“ ist entweder eine geschlossene Stallhaltung zu verstehen oder eine Haltung unter einem nach oben und seitlich geschlossenem Unterstand, falls eine Stallhaltung nicht möglich ist (z. B. bei schwerttragenden Erzengeln (Archangelus gladius) oder flammenden Cherubinen (Cherubin ardens). Als Stall empfohlen ist ein Swedenborg-Raum. Er kann aber durch jedes nichttoxische Behältnis ersetzt werden, das ein Fassungsvermögen von 8,6766 * 1049 Engeln oder einem Vielfachen davon aufweist.
2. Anima-Sicherheitsmaßnahmen
Diese sollen ab 24. Dezember 2016 für alle Betriebe unabhängig von der Bestandsgröße sowie auch für Kathedralen, Esoterikshops, Klöster und ähnliche Einrichtungen gelten. Die Schutzmaßnahmen im Überblick:
Eingänge zu den Engelhaltungen sind mit geeigneten Einrichtungen zur Schuhdesinfektion zu versehen (Weihwasserbecken oder -matten)
Betreten der Engelhaltungen nur mit Schutzkleidung
Umfassende Segnung (nass) und Beweihräucherung nach jeder Ein- oder Ausstallung von Engeln
Nachmeldung von Engelhaltungen (auch Hobbyhaltungen) beim jeweils zuständigen Kultusministerium unter Angabe auch der Haltungsform (Freiland, Baum- oder Krippenhaltung)
Verbot von Engeltauschbörsen und Schnitzerei-Märkten oder mobiler Engelverkäufe sowie ähnlichen Veranstaltungen
Verbot der Anbetung von Engeln gemäß der betreffenden Landesordnungen zum Gebrauch diviner und zölester Angelusobjekte (Laodizea) §§348ff
3. Monitoring
Das Monitoring dient der Früherkennung eines möglichen Erreger-Eintrags in der Engelpopulation. Dazu werden erkrankte bzw. verendete Engel amtlich untersucht.
Das Monitoring ist eine ständige Früherkennungsmaßnahme auf Bund-Länder-Ebene und sieht im Routinefall eine Untersuchung von jährlich 750 Wesen vor. Es ist vorgesehen, in den Risikogebieten das Monitoring wie folgt zu intensivieren:
das Schutzengelmonitoring
das Posaunenengelmonitoring (unter Einbeziehung der Landes-Bläserschaft)
das besondere Monitoring bei Erzengel- und Puttenhaltungen in „Risikogebieten“. Barockputten sind recht unauffällig gegenüber einer Infektion mit dem Erreger und zeigen kaum Krankheitsanzeichen („stumme Virusträger“). Deshalb müssen reine Erzengel- und Puttenhaltungen entweder zusätzlich virologisch untersucht werden oder aber sie haben die Möglichkeit, einige erregerempfindlichere Kontrolltiere (Baumengel oder Schutzengel) zusätzlich aufzustallen, die bei einem Erregereintrag klinisch auffällig erkranken („Kontrollwesen“ oder auch „Sentinelwesen“ genannt)
Auch private Halterinnen und Halter von Engeln sind unabhängig von Advents- oder Weihnachtszeit verpflichtet, jeden Engel dem Doctor angelicus zu melden. Im Fall der Unterlassung drohen hohe Bußgelder, Verlust der Entschädigung und im Falle einer Weiterverbreitung in andere Bestände eine Regresspflicht.
Lesen Sie mehr über tierfreundliche Ställe im aktuellen taz.nord-Schwerpunkt der Druckausgabe oder hier im E-Paper.
gez. H. R. Maurus, Referatsleiter OSB
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“