: Indiana Pacers mit dem Rücken zur Wand
Dank eines überragenden Kobe Bryant gewinnen die Los Angeles Lakers das vierte Spiel der NBA-Finalserie
BERLIN taz ■ Schon die ganze NBA-Saison lang hat Phil Jackson ein Ziel vor Augen: endlich zu beweisen, dass er auch ohne Michael Jordan einen Titel gewinnen kann. Nun steht der Coach der Los Angeles Lakers knapp vor der Erfüllung seines Traums – dank eines Spielers, der Michael Jordan immer ähnlicher wird. In Spiel vier der Serie gegen die Indiana Pacers erfüllte der 21-jährige Kobe Bryant alle Erwartungen, die schon seit Jahren in ihn gesetzt werden. Wie Jordan ließ er sich von einer Verletzung nicht bremsen, wie Jordan nahm er die Sache in die Hand, als es wirklich zählte. In der Verlängerung führte Bryant sein Team am Mittwoch in der Halle der Pacers zum 120:118-Sieg. Die Lakers führen nun in der Finalserie mit 3:1 und können bereits heute, erneut in Indianapolis, den Titelgewinn perfekt machen.
„Ich habe so entspannt gespielt, als wäre ich in meinem Hinterhof gewesen“, sagte Bryant, der das letzte von den Pacers gewonnene Spiel wegen eines verstauchten Knöchels verpasst hatte. „Das ist es, wovon du als Kind träumst.“ Zu Beginn noch sichtlich von seiner Verletzung behindert, steigerte sich Bryant mit zunehmender Spieldauer und erzielte die wichtigsten seiner 28 Punkte am Ende, als Center Shaquille O’Neal (36 Punkte, 21 Rebounds) mit sechs Fouls ausgeschieden war. „Er hat mir zugezwinkert, so, als sollte ich mir keine Sorgen machen“, berichtete O’Neal später, „er ist ein fabelhafter Spieler.“
Das Match sei nach Shaqs Abgang „viel interessanter“ geworden, meinte Bryant, der sein Team 5,9 Sekunden vor Schluss mit 120:117 in Führung brachte. Nach einem verwandelten Freiwurf hatte Reggie Miller (35 Punkte) die große Chance, wieder einmal Indianas Held zu werden, doch sein Dreipunktewurf prallte vom Korbrand ab.
„Wir glauben, dass war die Meisterschaft“, sagte Kobe Bryant später, und Phil Jackson – sechsmal Champion mit den Chicago Bulls, aber nie ohne Michael Jordan – pflichtete bei: „Sie stehen jetzt ganz offiziell mit dem Rücken zur Wand.“ Noch nie in einem Finale hat eine Mannschaft einen 1:3-Rückstand aufholen können, doch vorerst will sich Indiana noch nicht mit dem Scheitern abfinden. Forward Jalen Rose, der diesmal nie richtig ins Spiel kam, verweist darauf, dass die Pacers von Anfang an als Underdogs in diesem Finale galten: „Für die Leute war es doch schon vorbei, bevor es überhaupt losging.“ Und Reggie Miller hat festgestellt: „Ein bisschen schlägt unser Herz noch.“
MATTI LIESKE
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