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In den Polizeizellen von SimbabweTagelang ohne Essen

"Sie sagten, ich würde dem Ruf der Regierung schaden" - ein Besuch bei freigelassenen Opfern der Massenverhaftungen in der Parteizentrale von Simbabwes Opposition.

Harare am Freitag letzter Woche: Abtransport festgenommener Flüchtlinge aus der MDC-Parteizentrale. Bild: ap

HARARE taz Solomon Mhande ist 76 Jahre alt, ein Bauer aus Mutoko 200 Kilometer nördlich der simbabwischen Hauptstadt Harare. Milizen der Regierungspartei verprügelten ihn drei Stunden lang unter dem Vorwurf, bei den Wahlen Ende März für die Oppositionsparetei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) gestimmt zu haben. Er erlitt schwere Kopfverletzungen und einen gebrochenen Arm. Also floh der alte Mann nach Harare und suchte Zuflucht in der Parteizentrale der MDC. Am Freitag wollte er gerade zum Arzt gehen, als die Polizei die Parteizentrale stürmte und alle Flüchtlinge mitnahm.

"Sie zerrten mich an meinem gebrochenen Arm und schubsten mich in einen Polizeiwagen", erzählt Mhande. "Sie waren gewalttätig und brutal. Wer sich wehrte, wurde verprügelt."

In der Polizeistation von Harare kam der alte Mann mit 40 anderen Festgenommenen in eine Zelle. "Wir waren 41 in einer Zelle, die eigentlich für zwölf Insassen gedacht ist", erzählt Mhande. "In der Nachbarzelle konnte ich sehen, wie Leute geschlagen wurden." Dann war er an der Reihe.

Das Verhör dauerte 40 Minuten. Wiederholtwurde Mhande von den Polizisten verprügelt. "Ich sagte ihnen, Milizionäre hätten mich geschlagen, aber sie sagten, ich hätte alles erfunden", berichtet der alte Mann. "Sie sagten, ich würde dem Ruf der Regierung schaden, indem ich behauptete, von Milizen geschlagen worden zu sein."

Drei Tage lang verbrachte Solomon Mhande auf dem Steinfußboden der überfüllten Zelle, ohne Decken oder Nahrung. Am Sonntag abend kam er frei, weil seine Wunden begonnen hatten, erneut stark zu bluten. Sein gebrochener Arm war noch weiter verletzt worden. Inzwischen liegt er in einer kleinen Privatklinik in Harare. Zusammen mit dem alten Bauern ließ die Polizei 24 andere der rund 300 Häftlinge am Sonntag abend frei, darunter schwangere Frauen und stillende Mütter. Die anderen sind noch in den kleinen Polizeizellen zusammengepfercht und haben zumeist seit Freitag nichts zu essen bekommen.

Ihr Anwalt Andrew Makoni, der am Wochenende lange Zeit in der Polizeistation verbrachte und für seine Mandaten eintrat, sagte gestern der taz, er habe einen richterlichen Beschluss erwirkt, die Häftlinge auf freien Fuß zu setzen. "Wir haben einen Beschluss, dass sie bis Montag 16 Uhr freikommen müssen, wenn die Polizei keine förmliche Anklage erhebt. Sie müssen freigelassen werden, weil es verfassungwidrig ist, in Simbabwe jemanden länger als 48 Stunden festzuhalten."

Unter denen, die zusammen mit dem alten Mhande freikamen, ist auch die 34jährige hochschwangere Melody Muponda. "Ich versuchte, die Polizisten anzubetteln, weil ich im sechsten Monat bin, aber sie sagten, ich sei eine Verbrecherin", erzählt sie. Drei Tage lang bekam sie nichts zu essen; als ihr Blutdruck in die Höhe schnellte, ließ sie man sie laufen. "Ich bin im Schock", sagt sie in ihrem Krankenbett.

Die Razzien haben Simbabwes ohnehin geschwächte Opposition weiter desorientiert, obwohl sie sich eigentlich als Gewinnerin der Parlaments- und Präsidentschaftswahl vom 29. März sieht. Den Sieg bei der Parlamentswahl hat die Wahlkommission bereits bestätigt. Die Neuauszählung der Präsidentschaftswahl sollte am gestrigen Montag abgeschlossen und dann den Kandidaten vorgelegt werden, bevor das Ergebnis zu einem noch unklaren Zeitpunkt veröffentlicht wird.

In den Wochen seit der Wahl aber haben Tausende Oppositionsunterstützer ihre Heimat durch Milizenangriffe verloren. Hunderte Hütten in ländlichen Gebieten sind in Flammen aufgegangen.

MDC-Führer Morgan Tsvangirai, von seiner Partei bereits vor Wochen zum Sieger der Präsidentschaftswahl ausgerufen, hat Zuflucht im Nachbarland Botswana gesucht. Vor einer Woche erklärte er im südafrikanischen Johannesburg, er habe Angst, nach Simbabwe zurückzukehren. MDC-Generalsekretär Tendai Biti befindet sich schon seit zwei Wochen in Südafrika. Viele hochrangige MDC-Aktivisten sind vor der Gewalt geflohen, die Parteistrukturen der Opposition in ländlichen Gebieten sind so gut wie zusammengebrochen. Der amtierende Parteipräsident Thokozani Khupe führte jetzt die MDC-Geschäfte.

Aber MDC-Sprecher Nelson Chamisa meint, die Partei sei immer noch handlungsfähig. "Wir sind stark, aber unsere ländlichen Strukturen werden von den Milizen zerstört", sagt er.

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