In Großbritannien: Tier-Mensch-Embryonen erlaubt
Das britische Unterhaus stimmt der Produktion von Embryonen aus Menschenerbgut und Tiereizellen zu. Ein Erfolg für Stammzellforscher und Reproduktionsmediziner.
dpa/afp/taz Nach monatelanger Debatte hat das britische Unterhaus das umstrittene Gesetz zur Herstellung von Tier-Mensch-Embryonen jetzt endgültig gebilligt. Die Abgeordneten stimmten Mittwoch mit 355 zu 129 Stimmen für das umstrittene Gesetz. Es erlaubt die Produktion von Embryonen aus Menschenerbgut und Tiereizellen. Diese Chimären dürfen bis zu 14 Tage nach der Befruchtung für Forschungszwecke verwendet werden.
Das Unterhaus stimmte zudem der Auswahl von Embryonen zu, um kranke Geschwister zu retten. Dabei suchen Ärzte nach einer künstlichen Befruchtung den Embryo aus, der einem lebensbedrohlich erkrankten Kind am besten helfen kann. Dieses erhält dann zur Therapie Zellen aus der Nabelschnur oder dem Knochenmark des ausgewählten jüngeren Geschwisterkindes. Die bei der Selektion übrig gebliebenen Embryonen dürfen vernichtet oder für Forschungszwecke zu Verfügung gestellt werden.
Das Unterhaus verabschiedete auch ein Gesetz, dass Lesben und Singlefrauen den Zugang zur künstlichen Befruchtung erheblich erleichtert. Gesundheitsministerin Dawn Primarolo sagte in der Parlamentsdebatte, das Gesetz könne vielen Paaren helfen, die für die Erfüllung ihres Kinderwunsches auf künstliche Befruchtung angewiesen seien.
Die Pläne zur Herstellung von Tier-Mensch-Chimären hatten auch innerhalb der regierenden Labour-Partei für Ärger gesorgt. Am Mittwoch stimmte jedoch nur wenige Labour-Abgeordneten gegen das Gesetz, das nun noch vom Oberhaus in London "abgenickt" werden muss.
Das Unterhaus hatte den Weg für das Gesetz im Mai schon einmal freigemacht, der Entwurf musste jedoch noch einmal abgeändert werden.
In den USA, Südkorea und China waren bereits in den vergangen Jahren Chimären hergestellt worden. In Europa gaben erstmals im April britische Forscher der Uni Newcastle bekannt, ein solches Mischwesen erzeugt zu haben. Sie hatten hierfür eine Sondergenehmigung der zuständigen britischen Behörde HFEA. In vielen anderen Staaten unter anderem in Deutschland ist die Herstellung von Chimären verboten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid