piwik no script img

In Gottes NamenPredigen statt lehren

Die Kirche will den Leiter der Evangelischen Journalistenschule zurück auf eine Kanzel versetzen. Kritiker sehen darin eine Bestrafung für das Engagement des Leiters - und sehen die Ausbildung "behindert und diskreditiert".

Der Leiter der Evangelischen Journalistenschule, Klaus Möllering, soll zum Jahresende gehen. Nachdem sein Vertrag ausläuft soll er wieder Pfarrer werden, sagte Kirchensprecher Christof Vetter am Freitag.

Zehn Journalisten, die die Schüler während der Ausbildung als Mentoren begleiten, protestieren dagegen in einem offenen Brief. Sie werfen der evangelischen Kirche vor, Möllering müsse gehen, weil er als Schulleiter unbequem geworden sei und sich etwa dafür ausgesprochen hatte, dass die Kirche die Schule mit mehr Geld unterstützt. Durch die Personalentscheidung werde die Ausbildung an der Schule "behindert und diskreditiert". Die Kirche weist die Vorwürfe zurück. Nach der anstehenden Strukturreform werde jemand mit einem anderen Profil gebraucht.

Die von der Kirche finanzierte Journalistenschule hat seit ihrer Gründung 1995 gut 100 Journalisten ausgebildet. Bisher war die Schule unter einem Dach mit der Medienakademie, die Kurse zur Aus- und Weiterbildung für Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter anbietet. Jetzt soll beides getrennt werden: Die Medienakademie zieht nach Düsseldorf, die Journalistenschule bleibt in Berlin und bekommt mehr Geld. Dafür hatte sich auch Möllering eingesetzt. Vielleicht zu vehement? Im offenen Brief heißt es: "Nicht etwa aus Mangel an Engagement, sondern wegen seines Engagements genießt er das Vertrauen seiner Arbeitgeber nicht mehr."

Kirchensprecher Vetter sagt, Möllering habe gute Arbeit gemacht, aber im Dezember laufe sein Vertrag aus. Man brauche jetzt jemanden mit Erfahrung im tagesaktuellen Journalismus. Nun soll der Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes, Thomas Schiller, auch publizistischer Leiter der Schule werden.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!