Impfungen in Berlin: Holpriger Impfstart in Apotheken

Seit Dienstag impfen auch in Berlin einige Apo­the­ke­r*in­nen gegen Corona. Das Angebot soll eine niedrigschwellige Alternative zu Praxen sein.

Leuchtschrift an einer Apotheke

Eine der wenigen Filialen, die schon für die Impfung wirbt: Die Apotheke am Bahnhof Zoo Foto: Christophe Gateau/picture alliance

Seit Dienstag impfen bundesweit rund 500 Apotheken gegen Covid-19, auch in Berlin ist die Kampagne angelaufen. Die Suchmaschine des Deutschen Apothekervereins zeigt 23 Berliner Filialen an, die die Impfung anbieten. Eine davon ist die Schönhauser Apotheke in Prenzlauer Berg. Davon, dass es jetzt losgehen soll, ist hier noch nichts zu sehen – der Aufsteller auf dem Bürgersteig bewirbt lediglich Tests zur Feststellung von Antikörpern.

„Wir impfen erst ab dem 15. Februar“, erklärt Dario Dunkelmann, der pharmazeutische Mitarbeiter, hinter dem Tresen. Die Apotheke hat den Impfstart verschoben, dabei sei sie gut vorbereitet: Zwei Mit­ar­bei­te­r*in­nen haben die nötigen Schulungen absolviert, weiteres Personal steht auf Abruf bereit, im 1. Obergeschoss ist ein Raum für die Impfungen reserviert. Doch bislang sei nicht klar, ob und wie die Vergütung funktioniert. „Sobald alles geklärt ist, hängen wir das mit dem Impfen hier auch gerne an die große Glocke“, sagt Dunkelmann. Stefan Schmidt vom Berliner Apothekenverein kann sich diese Vorsicht erklären.

In den vergangenen eineinhalb Jahren hätten Apotheken viele neue Aufgaben übernommen: „Da war es häufig so, dass zunächst das Erbringen einer Leistung durch die Apotheken geregelt wurde, und erst danach die Möglichkeit zur Abrechnung.“ Als Beispiele nennt er die Durchführung von Schnelltests und die Impfstoffbestellung für Arztpraxen. Die Vergütung für die Impfungen in Apotheken habe der Gesetzgeber zwar bereits geregelt – zwischen 28 und 36 Euro kriegen sie pro Spritze –, aber es habe eben noch niemand eine Abrechnung gemacht und gesehen, dass es funktioniert.

Zum Impfstart herrscht noch Chaos

Stichproben der taz zeichnen ein uneinheitliches Bild der Impfangebote in Berliner Apotheken: Während man an der Schönhauser Straße noch eine Woche warten will, hat die Libertas-Apotheke in Neukölln am Dienstag mit dem Impfen begonnen. Gut eine Handvoll Impfwillige seien schon da gewesen, heißt es dort. In der Panorama-Apotheke am Alexanderplatz geht es am Samstag los, „aber nur mit Termin“, so auch in der Castello-Apotheke in Lichtenberg. Manche Apotheken verweisen für die Terminvereinbarung auf ihre Webseite, andere vergeben Slots nur am Telefon oder in der Filiale, wieder andere impfen jeden, der vorbeikommt.

Das Impfangebot in den Apotheken ist also nicht überall so niedrigschwellig wie geplant. Stefan Schmidt hält das Angebotdennoch für sinnvoll. Es senke die Hürden, die manche in digitalen Terminbuchungssystemen sehen: „Den ein oder anderen werden wir damit sicherlich noch erreichen“, sagt er.

Wer darf impfen und wer nicht?

Kritik an der Impfkampagne kommt vor allem von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). „Apotheken haben nicht die Qualitätsstandards, die für das Impfen benötigt werden“, kritisierte der Vorstandsvorsitzende der KV Berlin, Burkhard Ruppert, am Montag. „Das Impfen gehört in die Hände von Ärztinnen und Ärzten“, diese seien auf entsprechende Notfallszenenarien vorbereitet.

Dario Dunkelmann von der Schönhauser Apotheke kann den Einwand nicht verstehen: „Wenn Reaktionen auftreten, dann passiert das meist nach der ersten oder zweiten Impfung.“ Er geht davon aus, dass Kun­d*in­nen sich in Apotheken vor allem ihre dritte oder vierte Dosis abholen. Bei Erstimpfungen müssten die Leute dann „einfach länger unter Aufsicht in der Apotheke bleiben“.

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