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Immer mehr Überfälle auf Taxis

■ Der Beruf des Taxifahrers ist gefährlicher geworden/ 1991 dreimal so viele Taxis überfallen als im Vorjahr/ Nachtschichten bei Frauen unbeliebt

Berlin. Im Gegensatz zu den öffentlichen Verkehrsmitteln haben die Gewalttaten in den Taxen zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden dreimal so viele Überfälle auf Taxifahrer verübt, als in den Jahren zuvor. So wurden 1991 68 Überfälle auf Taxifahrer verzeichnet, während es 1990 noch 26 und 1989 nur 22 waren. Auch wenn die Zahlen im Verhältnis dazu, daß in Berlin seit der Einheit 7.500 Taxen zugelassen sind, lächerlich erscheinen mögen, wird die Zunahme der Überfälle bei den Fuhrunternehmen mit großer Besorgnis registriert. Eine Auswirkung davon ist, daß deutlich weniger Frauen als früher bereit sind, mit dem Taxi Nachtschichten zu fahren.

Aber auch tagsüber ist man als Taxifahrer im Gegensatz zu früher nicht vor einem Überfall gefeit, wie der zweite Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Wruck, erklärte. Eine Möglichkeit, sich zu schützen, gebe es nicht. Das Problem sei nun einmal das Geld, das die Taxifahrer zwangsläufig bei sich hätten, auch wenn es sich hier um vergleichsweise geringe Beträge handele. Je nachdem, ob die Tour gerade begonnen hat oder nach einer guten Schicht gerade zu Ende geht, führt ein Taxifahrer kaum mehr als 100 bis 500 Mark mit sich. Von einer Bewaffnung der Taxifahrer hält Wruck nichts, weil diese dem Fahrer nur allzuleicht aus der Hand gewunden werden könnte. Besser sei ein Selbstverteidigungskurs, der bald von der Innung angeboten werde.

Die Trennscheibe, die vor vielen Jahren in den Taxis eingeführt und dann wieder abgeschafft worden war, wird von den Taxiunternehmen einvernehmlich abgelehnt. Die Scheibe sei kundenunfreundlich und berge bei einem Unfall große Verletzungsgefahr für den Fahrgast auf der Rückbank. Der Geschäftsführer des Taxi-Funks, Karolczak, glaubt, daß nur die Einführung von bargeldlosem Zahlungsverkehr Abhilfe schaffen könnte.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Wienhold forderte den Polizeipräsidenten gestern auf, den Taxifahrern durch »polizeiliche Begleitmaßnahmen das Gefühl vom mehr Sicherheit« zu geben. Landeskriminaldirektor Wolfgang Schinz sagte, die überproportionale Zunahme von Straftaten zum Nachteil von Taxifahrern werde von der Polizei mit Sorge beobachtet. Zur Zeit würden gerade zwei Überfallserien von der Kripo bearbeitet. Es seien auch konkrete Maßnahmen eingeleitet worden, die aber nicht genannt werden könnten. Daß die Polizei einen Überfall verhindern könne, glaubt der Geschäftsführer des Taxi-Funks, Karloczak, jedoch nicht. Im konkreten Fall könne ein Kollege nur vor dem Täter geschützt werden, indem er andere Taxifahrer über Funk herbeirufe. »Wir sind viel schneller da als die Polizei.« Daß manche Taxifahrer in so einer Situation hart zupackten und sich gern als »Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft« aufspielten, gefällt Karloczak jedoch auch nicht. plu

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