Im taz.de-Test: Bundestag wird Web 2.0-ig
Mit der neuen Legislaturperiode hat das deutsche Parlament seinen Internet-Auftritt erweitert. Künftig lassen sich unter anderem Debatten-Videos ins eigene Blog einbinden.
Bundestagspräsident Norbert Lammert direkt im Blog? Was man bislang nur von YouTube und anderen eher der Unterhaltung verpflichteten Videoangeboten im Netz kannte, das Einbetten von Filmclips nämlich, funktioniert seit dieser Woche auch mit Material, das die Online-Redaktion des deutschen Parlaments ins Netz gestellt hat. Pünktlich zum Beginn der neuen Legislaturperiode wurde Bundestag.de um einige interessante Funktionen im Web 2.0-Stil erweitert.
Der Einbau von Videos ist dabei so einfach wie bei YouTube: Man schnappt sich den Code mit einem Klick auf das Symbol mit den zwei eckigen Klammern. Dieser wird dann kopiert und in der eigenen Seite eingebaut, schon läuft der auf Flash basierende Player auch im persönlichen Blog. Eine zweite neue Funktion ist die Möglichkeit, aktuelle Reden in DVD-Qualität herunterzuladen: Sie liegen im modernen MPEG4-Format vor, verschlingen allerdings viel Bandbreite - im taz.de-Test fielen für die vielgetwitterte Begrüßungsrede von Alterspräsident Heinz Riesenhuber am Dienstag bei einer halben Stunde Film knapp 500 MB an. Das Bild war dafür gestochen scharf.
Ganz perfekt ist das Angebot aber an anderer Stelle noch nicht. So ist die Navigation auch nach dem im August vorgenommenen Gesamtrelaunch von Bundestag.de zu kompliziert. Für den Bürger dürfte es beispielsweise schwer verständlich sein, warum das Web-TV-Angebot unter "Der Bundestag" und nicht unter "Dokumente & Recherche" steht. Die Plenardebatten-Suchfunktion, die sich merkwürdigerweise wiederum unter "Presse" verbirgt, hat außerdem zu viele komplexe Formularfelder, die sich nur bei genauem Hinschauen erschließen.
Bei den Videos gibt es zudem unterschiedliche Qualitätsstufen: Älteres Material steht noch im heute kaum mehr verwendeten Realvideo-Format zur Verfügung, der dafür zuständige Server hakt ab und zu. Schade ist auch, dass zunächst nur die neuen Filme in die eigene Seite einbettbar sind, nicht das höchst interessante Archiv. Aus den Ausschüssen liegen sowieso keine Mitschnitte vor.
Wer trotzdem sein Blog mit Bundestags-Ausschnitten vollpacken möchte, kann den Tipps von Netzpolitik.org folgen, die einige versteckte Funktionen nennen. Darunter gibt es einen Hinweise, wie man sich einen RSS-Feed mit den jeweils neuesten Redebeiträgen eines Abgeordneten anlegt, dieser Link erfasst beispielsweise Angela Merkel. Insgesamt dürfte das verbesserte Bundestags.de-Angebot also für mehr Transparenz darüber sorgen, was unsere Abgeordneten so von sich geben - eine Einladung für clevere Polit-Hacker.
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