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Im Zeichen des Cools

■ „The Man in Black“ adaptiert Boris Vian als feuchten Hipster-Traum in Super-8

Offensichtlich mag der 29-jährige Wahlhamburger Rainer Schäferkordt alles, was die 70er Jahre hergeben: Sonnenbrillen, Langhaarperücken, Flokatiteppiche, Kokain, Blümchentapeten, Soulmusik – und Super-8. Das hat er mit so ziemlich allen bohemistischen Wahlhamburgern gemein und ernährt inzwischen eine ganze Accesoire-Industrie zwischen Markt-straße und Meanie Bar.

Zwei Jahre hat der Nachwuchsfilmer auf Super-8 und mit einem Dutzend Darsteller an dem 40-minütigen Spielfilm The Man in Black gearbeitet, dessen Inhalt er so beschreibt: „Ein Cowboy, zwei Frauen. Sonnenbrillen, Zigaretten, Autos. The Man in Black versucht, auf präpostmoderner Grundlage als Spätwestern das Genre nicht zu transzendieren, sondern ernstzunehmen.“ Das ist natürlich ausgemachter Quatsch. Mit dem Western hat The Man in Black trotz seines Titels kaum etwas im Sinn. Stilistische Leitidee seines an Boris Vians Skandalroman Ich werde auf Eure Gräber spucken angelehnten Trash-Kinos scheinen eher die Spät-Noirs der 70er Jahre zu sein. Vians Pulp-Konventionen parodierende Vorlage handelt vom Rachefeldzug eines hellhäutigen, als „weiß“ durchgehenden Schwarzen. Vian schockte mit Sex und Gewalt, indem er die Phobien des Rassismus bis an die Grenzen des Erträglichen überzog. Sein Protagonist aber blieb die Projektion eines liberalen, weißen Hipsters der 40er Jahre, die schon wenig später nicht mehr möglich gewesen wäre.

Schäferkordt ist das leidlich egal. Als Apologet des Cools interessieren ihn vornehmlich der Sex und die Gewalt. Die Viansche Figur gerät ihm so allein zu dem, was er wohl schon immer sein wollte: das Bubblegum-Abziehbildchen des Mailerschen white negroe. Endlich einmal selbst Held eines feuchten Blaxploitation-Traums sein, endlich einmal selbst den weißen Superfly geben! Elender kamen coole Typen selten rüber. Tobias Nagl

Sonnabend, 23.15 Uhr + 0.15 Uhr, Metropolis

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