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Im Süden

4. Preis: Der welke Eros

von ANTJE ABER

Er sucht ihren Arsch, etwas zu groß, etwas zu kalt trotz der Hitze, eine Landschaft mit Kratern und Mulden, versengt von der Mittagshitze, die verbrannte Hüfte, die mit der Taille verschmilzt und in den weichen Bauch fließt, eine fleischige Masse aus Hitze, Wasser, Haut, Sonne und Vorrat.

Im Dunkel wird es gehen, denkt er, er hat Erfahrung.

Sie schmeckt die Nacht und denkt an den Tag, die Busfahrt, Serpentinen, ihr war übel geworden, die Hitze juckt auf ihrer Haut. Es war zu viel gewesen.

Ihr Busen, denkt er, wird mich trösten und kühlen, erfrischen und erregen, er findet die im Laufe der Jahre flacher gewordenen Brüste seitlich an ihren Körper geklebt, Hautbeutel mit Inhalt, Erinnerungen, und zu große Warzen, die jetzt kraus werden und dadurch kleiner.

Sie spürt das Meer, sein Kneten, seine Augen. Die Dunkelheit und der Süden, denkt sie, werden ihren Beitrag zum Gelingen leisten.

Er sucht ihre Möse, konzentriert, da liegt sie, noch trocken, faltig, sandig und verschlossen, viel zu zart. Er atmet den Geruch, den vertrauten, der sich mischt mit Fisch, Palmen und Benzin, und beschließt das papierne Geschlecht mit der Zunge zu öffnen.

Sie seufzt und sucht auch ihn mit dem Mund, den Händen, der Brust, lässt ihn wachsen, den Wurm, den er dann noch halbsteif ins Halbfeuchte schiebt, halbheiß ins Halboffene.

Beide kennen den Rhythmus, der sich mischt mit den Bässen aus der Hotelbar, Fleisch klatscht auf Fleisch, Brüste auf Arsch, Arsch auf Bauch, Bauch auf Beine. Sie haben Urlaub, lassen sich Zeit und machen erst mal Pause.

Und dann drängt es doch, er stößt und hält nichts mehr, sie zuckt und überlässt sich, und beide singen das Stakkato, Stakkato, Crescendo, Fine. Vom Strand hören sie die Nacht, Lachen und das Geräusch eines Motorrades.

Hände ruhen auf sattem Fleisch, seine tropfende Männlichkeit schiebt sich aus ihrer nassen Weiblichkeit. Alles meins, denkt er, alles meins, wenn auch nur noch im Dunkeln und am liebsten im Süden.

Sie steht auf und schließt das Fenster wegen der Mücken.

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