piwik no script img

KommentarIhro Tollitäten

■ Senatoren bleiben unkontrolliert

Senatoren aller Ressorts! Staatsräte, Beamten! Hört die Signale! Gebt Geld aus, was das Zeug hält, unterschreibt Verträge, scheißegal, was es kostet, macht alles, was ihr Euch schon immer gewünscht aber nie gekriegt habt! Weil: Es passiert Euch gar nichts. Von Beckmeyer lernen, heißt siegen lernen.

Der Hafensenator und seine Unteren haben sich einen Deut geschert um Senatsbeschlüsse und Verfassung und Zuständigkeiten. Sie haben gehandelt – und was passiert? Nichts. Das Parlament zuckt nur mit den Schultern. So kurz vor dem Ende könne man doch keinen Senator mehr entlassen. Und die CDU denkt: Wer weiß, ob wir nicht bald mit eben denen in die Koalition gehen werden, die wir jetzt kontrollieren müßten. Also lieber Kopf einziehen und Finger weg. Die Grünen wissen auch noch nicht so recht und die FDP hat vorsichtshalber gar nichts gesagt.

Im Klartext heißt das: In der Politik ist Karneval, ihro Tollitäten haben die Macht übernommen. Das Parlament hat seine zentrale Aufgabe, die Kontrolle der Regierenden, aufgegeben. Wo harte Schläge angebracht wären begnügt sich das Kontrollorgan mit dem Werfen von Wattebäuschchen: Der Rechnungshof soll prüfen. Das dauert und bleibt folgenlos, bis auf einen Rüffel, vielleicht. So kann das mit dem Parlamentarismus eigentlich nicht gemeint sein.

Jochen Grabler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen