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Idyll für Wilhelmsburg

■ Interessengemeinschaft will Spreehafen für Stadtentwicklung nach Süden retten

Im Spreehafen ist die Vision von der Zukunft bereits ein Stück Realität. In dem alten Hafenbecken liegen sieben Hausboote und ein schwimmender Garten. Der Blick schweift übers Wasser weit gen Osten. Vom Deich oben sind die Türme der Stadt zu sehen. In einem Hausboot warb die Interessengemeinschaft (IG) Spreehafen am Sonnabend dafür, diesen Ort zu erhalten und zu einem Bindeglied zwischen Wilhelmsburg und der Hafencity auszubauen. Die Männer und Frauen aus dem Umfeld des Forums Wilhelmsburg haben sich zusammengetan, um zu verhindern, dass der Senat „eine Entwicklungschance für die Stadt vergibt“.

Denn das alte Hafenbecken am Nordrand von Wilhelmsburg ist bedroht: Es versandet allmählich. Die Müggenburger Durchfahrt zur Veddel soll möglicherweise zugeschüttet werden. Über den Hafen hinweg will der Senat die Hafenquerspange bauen, eine Verbindungsautobahn zwischen A 1 und A 7. Diese Vorhaben könnten die Bewerbungen Hamburgs für Olympia 2012 und die Internationale Gartenbauausstellung „buchstäblich unter die Räder kommen lassen“, befürchtet die IG.

Als Ersatz für die Hafenquerspange will der Stadtgeograph Fred Niemann den vierspurigen Veddeler Damm nördlich des Spreehafens besser an die A 1 anschließen (über die A 255) und einen Teil des Verkehrs über die Harburger Chaussee fließen lassen. Darüber hinaus regt die IG, um den „Konflikt zwischen Mobilität und Urbanität zukunftsfähig zu lösen“, eine Güter-Rohrpost, eine Güter-Magnetbahn und die Verlängerung der geplanten Stadtbahn nach Wilhelmsburg an.

Ein Schritt, der die Lebensqualität der WilhelmsburgerInnen sofort verbessern würde, ist die Verlegung der Freihafengrenze an den Nordrand des Spreehafens. Eine junge Mutter, die mit ihrem Baby zum Spreehafenfest der IG am Sonnabend gekommen war, zeigte sich überrascht über die Idylle hinterm Zollzaun: „Da fühlt man sich doch gleich als Hamburgerin, nicht mehr so abgeschottet!“

Gernot Knödler

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