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Archiv-Artikel

Ich komme aus der DDR,

einem Land, in dem der Frauentag mit so heiligem Ernst begangen wurde, dass ich während einer kurzen Phase dachte, am Frauentag läuft es so ähnlich wie zu Weihnachten: Es kommt der Frauenmann, der dann wie der Weihnachtsmann irgendwas in seinem Sack hat. Vielleicht Alkohol und Blumen für die Frauen. Ein Irrtum, wie sich herausstellte.

Ich hatte mich immer darauf gefreut, eine echte Frau zu sein, der zu Ehren dann auch dieser ganze Zirkus veranstaltet wird. Die Kinder singen Lieder über werktätige Frauen, alle lächeln einen an, im Kino und im Zoo hat man freien Eintritt und um 17 Uhr haben alle Ladys ein Ding drin. Aber da hilft kein Zetern und kein Nörgeln, die Zeiten sind vorbei, in denen am 8. März so richtig gefeiert wurde, nur weil man eine Frau ist.

Einzig ein sehr bemühter junger Mann von der SPD, der die letzten Jahre zum Frauentag immer am Rosenthaler Platz stand und Rosen verteilte, erinnerte an die Zeiten, als Frauen an diesem Tag mit selbst gemachten Küchenutensilien bedacht wurden.

Und so lautet die Erkenntnis: Alles muss man selber machen. Und zur Not auch noch seinen eigenen Frauentag.

Also lass ich mich am 8. März krankschreiben vom Frauenarzt, und dann feiere ich mich selbst.

Frau im Frack am Frauentag.

CAROLINE KORNELI, 29, FERNSEH- UND RADIOMODERATORIN