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Ich bleibe bei meinem "Nein"

■ betr.: "Nein zur Wiedervereinigung" (Michael Lerner), "Ja zur Wiedervereinigung" (Henryk Broder), taz vom 29.3.90

betr.: “'Nein‘ zur Wiedervereinigung“ (Michael Lerner), „'Ja‘ zur Wiedervereinigung“ (Henryk Broder), taz vom 29.3.90

Als jüdische Außenseiterin, die aber seit drei Jahren in der BRD wohnt, will ich auf Mängel in den beiden obengenannten Artikeln aufmerksam machen, Mängel, die entweder von zu viel Distanz zur Situation hier stammen oder aber von der üblichen einseitigen Männerdenkweise.

Michael Lerner schreibt über die oft gesehene Gleichstellung Israel NS: „Daß intelligente junge Linke mit moralischem Anspruch (dar)auf... verfallen, zeigt nur, wie wenig sie von der Naziherrschaft wissen.“ Henryk Broder dazu: „Niemand der eine Weile in Deutschland war, wird behaupten können, das Dritte Reich, der Massenmord an Juden sei kein öffentliches Thema.“ Hier hat Broder recht; wir müssen uns jedoch klar darüber sein, daß Wissen nicht unbedingt eine tiefe Auseinandersetzung bedeutet. Genau die Tatsache, daß viele intelligente Linke plötzlich doof werden, wenn es um Israel/Palästina geht, zeigt gerade, daß das so ist (LeserInnen, die für diese Behauptung eine Begründung haben möchten, verweise ich auf den Artikel von der FLI Antisemitismus-AG in 'Graswurzelrevolution‘ September 1989).

Und noch was - Broder schreibt weiter: “...die Rituale aus Anlaß der Kristallnacht (sind Teil der) ständige(n) Präsenz dieses Themas im Alltag.“ Soll etwa die Maueröffnung eines dieser Rituale sein?

Tja, ich bleibe bei meinem „Nein“!

Laura Radosh, Hunsrück

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